Essen-Schonnebeck. . Die Bürger des Stadtteils Schonnebeck haben sich auf einer Versammlung Gedanken über ihr Quartier im Essener Norden gemacht: Das hat Defizite, aber auch Potenzial. So gibt es etwa die Idee, in der ersten Aldi-Filiale ein Museum zur Geschichte des Unternehmens einzurichten.

Die SPD hatte zur Bürgerversammlung geladen. Und 70 Schonnebecker waren zum produktiven Austausch gekommen. Wo stecken Potenziale und Möglichkeiten im Stadtteil, wo hat Schonnebeck Defizite? Heike Brandherm vom SPD-Ortsverein fasst die interessanten Ergebnisse der Bürgerversammlung zusammen.

Frau Brandherm, Schonnebeck gilt nicht gerade als Juwel unter den Stadtteilen. Wo glänzt es Ihrer Meinung nach, will sagen, was sollte sich ein Besucher an einem freien Samstag unbedingt anschauen?

Heike Brandherm: Im empfehle unseren Wochenmarkt auf dem Karl-Meyer-Platz, und einen Besuch der alten Jugendhalle, in der unsere ehemalige Oberbürgermeisterin Annette Jäger geboren wurde. Dann ein Spaziergang entlang der schönen Häuschen der ECA-Siedlung und schließlich mit dem Rad auf den Zollvereinweg.

Klingt nach einer guten Mischung. Wird Schonnebeck unterschätzt?

Brandherm: Ich denke schon. Unser Stadtteil hat fast 53 Prozent Grünfläche. Da ist zwar auch der Friedhof eingerechnet. Aber wir sind insgesamt ziemlich grün. Das ist vielen nicht bewusst. Andreas Müller vom Amt für Stadtplanung hatte bei der Versammlung weitere interessante Daten.

Die wären?

Brandherm: Schonnebeck hat derzeit 11.238 Einwohner. Wir werden älter und es gibt mehr Todesfälle als Geburten, aber dank Zuwanderung ist die Tendenz leicht steigend. Das kann nicht jeder Stadtteil sagen, besonders im Norden.

Gerade entsteht die Grüne Insel als Siedlung, die weitere Bürger anzieht. Ansonsten ist Schonnebeck nicht gerade für Bauprojekte bekannt.

Brandherm: Wir sind wohl aus dem Fokus des Stadtplanungsamts rausgeflogen. Bei uns gibt es halt nicht, wie in Altendorf oder am Berthold-Beitz-Boulevard, große Freiflächen. Da sind Stadtplaner in ihrem Element.

Wo gibt es Ihrer Meinung nach Defizite im Stadtteil?

Brandherm: Die Gesamtbindungsquote der Kaufkraft ist zu niedrig. Sie liegt bei 47 Prozent: von 100 Euro geben die Schonnebecker 53 Euro in anderen Stadtteilen aus. Es gibt Stadtteile in Essen, die kommen auf über 80 Prozent. Da müssen wir an einem Umdenken arbeiten.

Liegt es auch am Angebot?

Brandherm: Sicher. Auch da haben wir sicher Defizite. Kleine Geschäfte, die ein kleinteiliges Angebot haben. Eine schwierige Struktur. Auch das hat die Versammlung aufgezeigt. Aber da tut sich was.

Sie bekommen einen neuen Aldi.

Genau. Das wird noch etwas dauern, aber die Erwartungen sind schon groß. Und bei uns an der Hue­straße steht ja auch die erste Filiale des Unternehmens.

Sie sind also der Aldi-Stadtteil. Diese erste Filiale könnte aber bald geschlossen werden.

Brandherm: Das wird wohl so sein. Wir haben auch interessante Ideen für eine mögliche Nachnutzung des historischen Gebäudes: Ein Ärztehaus war ein Vorschlag. Oder ein Aldi-Museum. Wo könnte man besser die Geschichte des Unternehmens erklären? Oder die Entwicklung und das System des Einzelhandels? Der Geschichtskreis Stoppenberg findet das auch interessant. Damit könnte man sogar Touristen nach Schonnebeck locken.