Essen. Ein Radfahrer verletzte sich am Montagabend auf der Moltkestraße schwer. Um Unfälle zu vermeiden, ist Rücksicht von allen Verkehrsteilnehmern nötig. Die Essener Polizei rät zum Schutzhelm.

Das anhaltend gute Wetter lockte in den vergangenen Tagen spürbar mehr Radfahrer auf die Straßen. Doch wenn mehr Leute auf zwei Rädern unterwegs sind, steigt automatisch die Unfallwahrscheinlichkeit. Auf der Moltkestraße verunglückte am Montagabend ein Radler schwer und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Wie es zu dem Unfall kam, konnte bis zum Dienstagabend noch nicht geklärt werden.

Im vergangenen Jahr waren laut Polizei 282 Radfahrer in Essen in Verkehrsunfälle verwickelt, im Vergleich zu 2012 ist das ein Anstieg von 4,8 Prozent. Und Polizeisprecher Peter Elke ist sich sicher, dass längst nicht alle Unfälle, bei denen Radfahrer beteiligt sind, in der offiziellen Statistik auftauchen. „Die Dunkelziffer dürfte deutlicher höher liegen als bei Auto-Unfällen“, sagt Elke. Schließlich meldet kaum jemand der Polizei, wenn er mit dem Rad fällt und sich dabei ein paar Schrammen am Arm holt.

"Rücksichtnahme lässt zu wünschen übrig"

Mehr als 40 Prozent der Rad-Unglücke sind „eigenverschuldet“ – darunter fallen zum Beispiel Unfälle, an denen ausschließlich ein einzelner Radfahrer beteiligt ist. Zum Beispiel ein Sturz bei Nässe auf einer Straßenbahnschiene. „Die Unfallursachen sind vielschichtig“, sagt Elke – das gelte auch, wenn der Radler nicht schuld ist. Dem einen nimmt ein Auto die Vorfahrt, dem anderen läuft ein Hund zwischen die Speichen. Die leicht gestiegene Zahl der verunfallten Radfahrer hängt laut Elke auch damit zusammen, dass immer mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind. „Darüber freuen wir uns, das ist eine gute Art der Fortbewegung“, so Elke. Für den sinnvollsten Schutz hält die Polizei den Helm. „Die meisten schweren Verletzungen sind Kopfverletzungen.“

Um Zusammenstöße jeder Art zu vermeiden, hofft Jörg Brinkmann, Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Essen, auf die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer – egal ob Radler, Fußgänger oder Autofahrer. „Die Rücksichtnahme lässt manchmal sehr zu wünschen übrig“, sagt er. Um möglichst sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein, gelte für Radfahrer in erster Linie: „Sehen und gesehen werden.“ Helle Kleidung, sogar leuchtende Warnwesten hält Brinkmann im innerstädtischen Verkehr für unabdingbar. Auf großen Straßen sollten sich Radfahrer nicht zu dicht an die am Rand parkenden Auto drängen lassen. „Dazu gehört Selbstbewusstsein“, sagt Brinkmann. Auf keinen Fall sollten Radler auf Gehwege ausweichen, selbst wenn die an manchen Stellen den sichereren Eindruck machen. „Man verschwindet dadurch aus dem Sichtfeld des Autofahrers“, sagt Brinkmann. „Beim Abbiegen in Straßeneinmündungen rechnen die nicht mit Fahrrädern.“

Kein dauerhafter Anstieg der Radunfälle

Bei Alltagsradwegen habe Essen noch deutlichen Nachholbedarf, meint Brinkmann: „Hier wurde in den letzten Jahren wenig getan.“ Wer mit dem Rad zur Arbeitsstelle in die Innenstadt fährt oder den Hauptbahnhof ansteuern will, werde als Radfahrer beinahe aus allen Himmelsrichtungen vor Probleme gestellt. Besonders der Kreisverkehr an der Freiheit, direkt vor dem Südeingang des Bahnhofes, sorge bei unsicheren Radlern regelmäßig für Schweißausbrüche. „Viele trauen sich da nicht weiter und weichen auf die Gehwege aus. Das wollen wir natürlich nicht“, sagt Brinkmann. Für ähnlich radunfreundlich hält der AFDC-Vorsitzende zum Beispiel die Kreuzung zwischen Friedrich- und Kruppstraße im Südviertel. Besser sieht es im Freizeit-Bereich aus. „Hier ist Essen hervorragend aufgestellt“, sagt Brinkmann. Für den Weg zur Arbeit könnte man Radtrassen wie die zwischen Frohnhausen und dem Baldeneysee allerdings nur nutzen, wenn man in unmittelbarer Nähe dazu wohnt.

Einen dauerhaften Anstieg der Radunfälle konnte der AFDC in Essen in den vergangenen Jahren nicht ausmachen. Eine Helmpflicht lehnt Jörg Brinkmann ab: „Das soll jeder für sich selbst entscheiden.“

Der verunglückte Radfahrer wurde auf der Moltkestraße, unmittelbar an der Einmündung zur Lanterstraße gefunden. Die Polizei sucht Zeugen, um den Unfallhergang zu rekonstruieren. Hinweise: 0201 82 90