Essen-Bochold. Heike Großmann hat sich mit 51 Jahren selbstständig gemacht und führt ein Büdchen in Bochold. Ihr Kiosk hält sie sieben Tag in der Woche auf Trab.

Auch bei der Familie hört manchmal die Freundschaft auf. Wenn Willi Großmann, Gatte von Heike Großmann, in den Bocholder Kiosk seiner Ehefrau kommt, ist auch er ein ganz normaler Kunde. „Der Willi darf sich hier nicht einfach was mitnehmen und muss auch für den Kaffee bezahlen“, stellt die 51-Jährige klar. Ihr Geschäft soll schließlich laufen.

Heike Großmann ist Mutter von vier Kindern, hat inzwischen drei Enkel und ist seit einem Monat Jungunternehmerin. An der Kesselstraße in Bochold hat sie sich mit einem Kiosk selbstständig gemacht, einem von 530 Büdchen in Essen. „Ich wollte immer mal etwas Eigenes aufmachen. Ich habe es lange mit meiner Familie besprochen, einen Wirtschaftsplan aufgestellt und dann den Entschluss gefasst, es zu versuchen“, erklärt sie. Gatte Willi ist dabei nicht nur Berater und gerne gesehener Kunde. Er hat auch in den Traum und Wunsch seiner Heike einen Teil seiner Altersvorsorge investiert. „Als zinsloses Darlehen“, sagt sie.

Milch, Butter und kleine Gerichte werden auch verkauft

Heike Großmann will mit ihrem Büdchen am Rande des kleines dörflichen Marktplatzes nahe der Ecke Kesselstraße und Eckstraße eine Versorgungslücke schließen. Im klassischen Sortiment hat sie Getränke, Tabakwaren, Brötchen und Zeitungen. Aber auch Milch, Butter oder kleine Gerichte gibt es. 500 Artikel, ausgewählt nach Kundennachfrage und gesundem Menschenverstand.

Ein Aldi-Markt kommt beispielsweise, auf doch erheblich mehr Quadratmetern, auf etwa 750 Artikel. „Ich biete eine Mischung aus kleinem Café und Tante-Emma-Laden. Und es gibt viele ältere Leute hier in den Straßen, die wegen Kleinigkeiten nicht bis in den nächsten Supermarkt fahren können und wollen.“

Frühere Erfahrungen machen sich bezahlt

Heike Großmann war lange Hausfrau, hat dann im Außendienst gearbeitet, war zuletzt in der Gastronomie. Viel dabei Gelerntes kann sie jetzt für ihre neue Aufgabe nutzen. Vor allem an die langen Arbeitszeiten muss sie sich nicht erst gewöhnen. „Das werden schon mal 16 Stunden am Tag, das kenne ich schon“, sagt sie. „Morgens um fünf Uhr stehe ich auf. Ab sechs Uhr bin ich im Kiosk und mache Vorbereitungen und um 7 Uhr geht die Tür auf.“ Um 22 Uhr ist Feierabend. Mittags wird sie in ihrer Pause meist vom Freund ihres Sohnes vertreten. „Da gehe ich einkaufen und erledige Sachen, die sonst liegen bleiben.“ Ihren Alltag musste die 51-Jährige schon erheblich umstellen.

Wenn die Enkelinnen Oma sehen wollen, müssen sie in den Kiosk kommen. „Das finden sie spannend. Und es gibt auch immer mal was Süßes.“ Gatte Willi hat nach 34Jahren Ehe „endlich gelernt, wie unser Bügeleisen funktioniert“, sagt die Jungunternehmerin. Willi Großmann hat es übrigens nicht mehr weit bis zur Rente. „Das ist praktisch. Da kann er mir doch künftig etwas mehr helfen“, erklärt Heike Großmann und schmunzelt. Dann ist bestimmt auch mal ein Kaffee für lau drin.