Essen. . Am Bismarckplatz ist die Wandgestaltung im U-Bahnhof abgeschlossen. Zudem saniert die Evag Beleuchtung und Rolltreppe. Nur die Platzgestaltung kommt nicht voran.
Seit 2010 warten die Nahverkehrskunden auf die Sanierung des U-Bahnhofs Bismarckplatz und des Platzes rundum. Unter der Erde ist die Welt jetzt in Ordnung: Das Team von „Farbwandel.com“ hat die Neugestaltung der Tunnelwände abgeschlossen. Auf dem Weg nach oben erneuert die Evag die Beleuchtung und wartet auf die Lieferung einer neuen Rolltreppe. Die Stadt wartet auch: Nämlich darauf, dass der Besitzer der ehemaligen Bahndirektion seine Pläne für die Umgestaltung des Platzes endlich vorstellt. Mehrere Fristen dafür sind schon verstrichen, aber im Frühjahr könnte es endlich losgehen.
Als der Evag 2010 die Fliesen von den Tunnelwänden fielen, suchte das Unternehmen nach einer günstigen Nachfolgelösung und kam, schließlich war Kulturhauptstadt, schnell auf das Farbwandel-Team, das sich spezialisiert hatte auf künstlerische Fassadengestaltung und auf der Straßenbahn-Ebene am Berliner Platz schon einmal einen Schandfleck beseitigt hatte. So etwas wollte die Evag auch für die Tunnelwände nach dem Vorbild des Viehofer Platzes. „Fliesen wären teurer gewesen“, sagt Projektleiterin Birgit Köhne. Zusätzlich hat das Kreativ-Team von Unternehmen aus dem Bahnhofs-Umfeld Sponsorenleistungen eingeworben, sagt Tim Schild von „Farbwandel“. Nebeneffekt der Gestaltung: Die Evag erhofft sich einen Schutz vor Graffiti; auf dem zuerst fertig gestellten Bahnsteig Richtung Holsterhausen hat es bisher funktioniert. „Graffiti-Sprayer respektieren in der Regel unsere Werke“, sagt Jan Schoch von „Farbwandel“.
Zeitstrahl dokumentiert Bahngeschichte
In der Gegenrichtung arbeiteten die Künstler allerdings unter verschärften Bedingungen, weil die Tunnelwand direkt an den Schienen liegt. Deshalb konnten sie nur an der Wand arbeiten, wenn der U-Bahn-Betrieb eingestellt war: nachts zwischen 23.30 und 3.30 Uhr. „Wir mussten nachts den Fahrstrom abschalten, damit auch nicht irrtümlich ein Zug einfahren konnte“, sagt Birgit Köhne. 500 Arbeitsstunden, schätzt Jan Schoch, stecken in den Motiven an der Wand, die Evag und „Farbwandel“ gemeinsam als Reise auf dem Zeitstrahl konzipiert haben: Es fängt an mit der Hand eines Zeichners, es folgen eine Schnittzeichnung des Baedeker-Tunnels, ein Bild der allerersten Essener Tram, Motive aus der Pariser Metro, eine Stadtbahn der Dockland-Generation und die Vision eines modernen, hellen U-Bahnhofes.
Der U-Bahnhof Bismarckplatz ist damit einer von drei Bahnhöfen, dessen zum Teil Jahre dauernden Umbau die Evag in den vergangenen sechs Monaten gestemmt hat. Fertig sind auch die U-Bahnhöfe Rathaus und Rüttenscheider Stern.