Essen. Füttern, fegen, kraulen: Ehrenamtliche kümmern sich täglich um das Wildgehege und dessen Bewohner im Essener Grugapark. Jetzt hoffen sie auf weitere Mitstreiter, um sich die Arbeit teilen zu können. Manch einer kommt dafür bereits aus Erkrath oder Herten.
Immer montags kommt Daniela in die Gruga, manchmal auch dienstags, dafür fährt die 37-Jährige mehr als 30 Kilometer aus Erkrath nach Essen: Im Wildgehege packt sie als Ehrenamtliche mit an. Es ist keine harte Arbeit, sagt sie, aber sie erfordert Regelmäßigkeit. So kippt sie morgens Kraftfutter in die Tröge, säubert die Streu, füllt Heu in die Raufen, „weil es Spaß macht und aus Liebe zu den Tieren“. Die hat ihr Sohn längst entdeckt und ist in den Ferien dabei, wenn die Helfer sich um die Herde kümmern.
Die wird „von Privatleuten versorgt, die ihre Freizeit hier im Wildgehege verbringen“, sagt Olav Möllemann, der jetzt weitere Freiwillige sucht. Der Förster bietet beruflich Fledermausführungen an und ist in der Schule Natur tätig. Das Wildgehege ist auch für ihn Ehrenamt und deshalb wichtig, damit etwa Kinder einheimische Tiere kennenlernen: „Manche kennen nur Elefanten oder Löwen aus dem Fernsehen“, sagt der Umweltpädagoge, der den Mädchen und Jungen Hirsch und Damkuh zeigt.
Die Herde aus 20 Tieren lebt in einem großen Gehege mit Bäumen und Stall. Je nach Eigenschaft heißen Hirsche Schnuffi, wie der weiße Neuzugang, der bei seiner Ankunft neugierig schnupperte. Oder Schmusi: „Manche Tiere stupsen uns, legen den Kopf auf den Schoß oder schmeißen sich auf den Boden, um sich kraulen zu lassen.“ Auch der Leithirsch, dessen Name (Rowdy) und sein imposantes Geweih seine sanfte Art nicht zwangsläufig vermuten lassen würden. „Sie beißen und treten auch nicht“, versichern die Pfleger. „Sie bringen Ruhe rein, wenn es im Alltag mal hektisch ist“, beschreibt Daniela, die den Tieren manchmal einfach nur gern zuschaut.
Noch sind die Greifvögel im Grugapark
"Weil ich Tiere liebe" In ein bis zwei Monaten dann wächst die Herde und die Kälber werden geboren. Was aber auch bedeutet, dass die nach etwa einem Jahr „genutzt“ werden, so nennt es der Förster. Das heißt: Ihr Fleisch wird gegessen. Wenn es so weit ist, kommt ein Jäger , „ich kann das nicht“, sagt Möllemann. Warum es dennoch Nachwuchs statt Verhütung gibt: „Die Tiere sollen ganz natürlich leben und die Damkühe ihre Aufgabe als Mutter übernehmen können“, geht der Förster offen mit dieser Entscheidung um.
Daniela denkt lieber nicht daran und gewöhnt sich erst gar nicht an den namenlosen Nachwuchs. Ihr Liebling ist ohnehin Kuh Knöpfchen, die an ihrem Bein klebt. Die anderen Tiere stürmen spätestens dann herbei, wenn Dennis Rustemeier Rosinen verteilt. Morgens fressen sie Möhren, dann fegt er die Wege, die Hirsche und Besucher nutzen. Sie fährt der 31-Jährige beruflich mit der Grugabahn durch den Park. Privat ist er so oft es geht im Gehege: „Weil ich Tiere liebe und ein absoluter Naturfan bin.“
Ehrenamt und Patenschaften
Das Wildgehege besteht seit 1938 im Grugapark, seit 2002 können Besucher das Gehege begehen.
Seit 2011 pflegt eine private Initiative Tiere und Gehege. Verantwortlich sind Willi Herborn und Olav Möllemann mit Unterstützung weiterer Ehrenamtlichen. Jetzt suchen sie Helfer als Verstärkung, die mindestens einmal pro Woche Zeit haben. Patenschaften sind möglich.
Kontakt: 0177-21 55 722
Gruga - früher und heute
April 1965: Bundespräsident Heinrich Lübke eröffnet die Bundesgartenschau in Essen. Auf der Rückseite des Bildes steht folgender Vermerk: "Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke bewundert hier die Blütenpracht in Halle 4. Links neben ihm Ministerpräsident Dr. Meyers, rechts Gartenbaudirektor Klausch und OB Nieswandt."
© Marga Kingler-Busshoff
Die Bundesgartenschau im Oktober 1965.
Historisches Foto aus dem Grugapark.
© Marga Kingler-Busshoff
Frühjahr 1981 im Grugapark.
© Franz Strauch
Seehunde bei der Fütterung im Grugapark. Das Foto ist am 9. März 1983 entstanden.
© WAZ
Die Krokodile im Terrarium.
Die Krokodile im Terrarium.
© Hans Nolte
Kronenkraniche im Grugapark.
© Marga Kingler-Busshoff
Im Alpinum im Grugapark wachsen Pflanzen der alpinen Welt.
© Marga Kingler-Busshoff
Das Alpinum im Grugapark.
© Marga Kingler-Busshoff
Alte und junge Besucher genießen den Frühling im Grugapark.
© Marga Kingler-Busshoff
Juli 1985: Ein Ehepaar genießt den Sommer im Grugapark. Die Zeitung titelte damals: "Raus in die Sonne - sie ist ja so gesund".
© Jochen Tack
Auf Tuchfühlung mit dem tierischen Nachwuchs. Dieses Foto ist im Mai 1986 entstanden.
© Marga Kingler-Busshoff
Sommer 1986 im Grugapark.
© WAZ
© Marga Kingler-Busshoff
Kinder spielen auf den Parkbänken vor dem Großen Blumenhof.
© Hans Blossey
Besucher im Grugapark.
© Franz Strauch
Die Skulptur Knife Edge von Henry Moore steht im Grugapark. Im Hintergrund sind die Pferde von Philipp Harth zu sehen.
© Marga Kingler-Busshoff
Die Pferde von Philipp Harth. Im Hintergrund ist der Grugaturm zu sehen.
© Marga Kingler-Busshoff
Die Gruga hat eine bewegte Vergangenheit - im Dritten Reich war sie mit Nazi-Flaggen geschmückt, im Zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört, anschließend wieder aufgebaut und zu einer der Freizeitoasen im Ruhrgebiet - samt vieler Attraktionen.
Die Gruga hat eine bewegte Vergangenheit - im Dritten Reich war sie mit Nazi-Flaggen geschmückt, im Zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört, anschließend wieder aufgebaut und zu einer der Freizeitoasen im Ruhrgebiet - samt vieler Attraktionen.
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Die Gruga (Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung) umfasst eine Fläche von rund 65 Hektar. Jährlich besuchen tausende Besucher die Gruga.
© Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
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