Essen. Über schmale Pfade zwischen Palmen und Pfefferpflanzen schlängelten sich Besucher im Grugapark durchs schummrige Tropenhaus. Bei der beliebten Tour gab es viel Wissenswertes zu Gewächsen und Gewürzen. Drei erfahrene Begleiter gaben der Zaubernacht die informative Würze.
Ein Schnaps aus den Früchten des Erdbeerbaums musste reichen, um sich Mut anzutrinken: Dann startete die nächtliche Tour zwischen Palmen und Pfefferpflanzen. Überraschungen im Dickicht des Dschungels versprachen drei erfahrene Begleiter, die bei der Zaubernacht im Grugapark durchs schummrige Tropenhaus führten – mit Witz und viel Wissenswertem.
22 Grad Lufttemperatur, 94 Prozent Luftfeuchtigkeit, ein schmaler Pfad, der sich durch den Regenwald zum Kakao-Baum schlängelt. Warum der ein bisschen mickrig mit leicht braunen Blättern wirkt: „Wir können Temperatur und Feuchtigkeit regeln, nicht aber das Licht“, erklärt Gärtner Thorsten Claas zur Technik. Für die eigene Ernte reichte es allemal. So hielten die Besucher ein Glas mit kleinen Steinen in Händen: Kakaobohnen zum Anfassen. Zum Kosten gab es dunkle Schokolade, einen Kaffee gewürzt mit Kardamom, gesüßt mit Datteln aus original afrikanischem Gefäß.
Afrikanisch war auch die Hühnersuppe, deren Zutatenliste es erst nach dem Essen gab: darunter Maniok, Jams und Batate. Voller Vitamin C steckte die Karambole (Sternfrucht), die sich im Haushalt gut als Putzmittel für Messing macht. Papaya im Waschpulver hingegen sorgt dafür, dass Baumwolle nicht verklumpt, ließ Biologin Nicole Hille die Besucher wissen, bevor sie die zu einer strubbeligen Staude führte: der Banane, die zum Entzücken mancher („Ohh“) nicht nur große Blüten („werden von Fledermäusen bestäubt“), sondern auch kleine, grüne Früchte trug. „Nicht anlehnen“, warnte da Nicole Hille, da der Stamm klebrige Flüssigkeit absondert und sich zudem lediglich mit Hilfe seiner trockenen Blätter hält. So unstabil die jedoch wirken, sie dienen als Material für Schiffstaue.
Grüne Hölle hinter der Brücke
Die Tropen-Touristen gelangten schließlich vorbei am Strichnin-Baum („erst giftig, wenn angemischt“), an der Vanille, die als Kletterpflanze im Zick-Zack nicht nur im Grugapark wächst, sondern ursprünglich in Mexiko. Nur dort sind die Insekten überlebensfähig, die sie bestäuben. Heißt für alle anderen Anbauorte: künstliche Befruchtung. „Der Aufwand macht Vanille nach Safran zum zweiteuersten Gewürz“, sagt Claas. Ein Gewürz, das aus der Baumrinde gewonnen wird: Zimt, der seine größte Verwendung in der Likörindustrie findet. „Echter Zimt ist nur der Cylon-Zimt“, sagt Gärtnerin Martina Stratmann.
Während hoch oben in den Palmen mit riesigen Blättern die Straußenwachteln hockten, wartete hinter der Brücke die grüne Hölle: „Der Riesenbambus ist botanisch gesehen ein Gras.“ Mit bloßem Auge betrachtet hat jedes einzelne Rohr einen gewaltigen Durchmesser und wird bis zu 30 Meter hoch. Sein Nutzen ist vielfältig: „Als Baustoff für Häuser, Waffen oder Möbel, als Sprosse wird er gegessen.“ Und in heißen Sommern kann man ihn wachsen sehen, dann schießt er bis zu einen Meter am Tag in die Höhe.