Essen. . Bei Bodenarbeiten am Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Essen-Bochold wurde Interessantes zu Tage gefördert: Ein zwei Meter langer Pfahl, Tonscherben und eine markante Holzrinne. Ein Fall für Stadtarchäologe Detlef Hopp.
Bei ihren Bodenarbeiten mussten die Handwerker doch mal kurz Pause machen. Denn in der Erde am Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Essen-Bochold hatten sie Ungewöhnliches gefunden. Zum Glück war es keine weitere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Was die Bauarbeiter ausgegraben hatten, waren ein angespitzter Holzpfahl mit über zwei Metern Länge, einige Tonscherben und eine ziemlich markante Holzrinne. „Das ist bei uns schon auf Interesse gestoßen“, freute sich Klinikdirektor Prof. Hans Georg Nehen über den Fund auf dem hauseigenen Gelände.
Ein Fall für Detlef Hopp, der sich auch gleich der Sache annahm. Der Stadtarchäologe (und Baustellenarchäologe) versucht, die inzwischen 3500 Fundstellen in der Stadt im Auge zu behalten.
Sommerresidenz der Fürstäbtissinnen
Auf dem Gelände des Geriatrie-Zentrums stand einst die Wasserburg Haus Berge. Sie glänzt als Landmarke mit bewegter Vergangenheit und Geschichte immer wieder mit besonderen Ausgrabungsfunden. In den Karten des 19. Jahrhunderts war Haus Berge als Burganlage mit Wassergräben eingezeichnet. Der Komplex wurde einst von den Fürstäbtissinnen als Sommerresidenz genutzt. Nachdem das Schloss 1858 abgebrannt war, fand der Neubau erst als Kinderheim und dann in der Krankenpflege Verwendung. Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1291 als Haus „op dem Berge“. Detlef Hopp geht davon aus, dass vor Ort schon viel früher was los war. „Reste von Gefäßen Pingsdorfer Art weisen bis ins 10. oder 11. Jahrhundert. Somit wäre Haus Berge älter als bislang schriftlich belegt“, erklärt Hopp.
Der Stadtarchäologe hat die neuen Funde von der Baustelle unter die Lupe genommen. Vor allem die rinnenartige Holzkonstruktion mit einer Breite von 40 Zentimetern hat sein Interesse geweckt. Auch wenn es naheliegt, an eine Entwässerungsrinne zu denken, hat Hopp eine andere Vorstellung, wie das Holzstück aus dem 18. oder 19. Jahrhundert verwendet wurde.
Alter mit der Radiokarbondatierung bestimmt
„Es könnte sich um einen sogenannten Fischhälterkasten handeln. Auf diese Nutzung weisen der Deckel und die Unterteilung in Kammern hin. Mit den Kästen wurden damals Fische bis zum Verzehr frisch gehalten“, erklärt der Stadtarchäologe. Eine genaue zeitliche Einordnung des Fundes wird in den nächsten Wochen eintrudeln. Dazu wurde eine Holzprobe an die Universität Kiel geschickt, die per Radiokarbondatierung („C14-Methode“) das Alter weiter eingrenzt.
Zur früheren Nutzung des großen Holzpfahls, der wohl aus dem 13. Jahrhundert stammt, gibt es zwei naheliegende Theorien: Er wurde für die Zugbrücke der Burg genutzt. Oder als Stabilisierungspfahl in der einst sehr sumpfigen Niederung an der heutigen Germaniastraße in Bochold.
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