Essen. Der Essener Schauspieler Martin Lindow steht im Rathaus-Theater mit dem französischen Komödien-Hit „Der Vorname“ auf der Bühne. Seine Begeisterung ist groß: „Das Stück ist ein Meisterwerk und ein Fest für Schauspieler.“

Bei seinem Nachwuchs war das mit den Vornamen ganz einfach. „Ich habe mich ausschließlich mit meiner Frau Claudia besprochen“, verrät Martin Lindow. Heraus kamen Greta und Oskar. Sie sind jetzt 12 und 9 Jahre und werden bei der heutigen Essener Premiere im Rathaus-Theater ihren Vater erstmals auf der Bühne erleben. Der Schauspieler, der mit seiner Familie in Werden wohnt, freut sich schon darauf und auf eine Komödie, mit der er landauf, landab Erfolge feiert: „Der Vorname“.

Er spielt Vincent, einen selbstgefälligen, betuchten Immobilienmakler. Nebst schwangerer Gattin ist er bei seiner Schwester Elisabeth und seinem Schwager Pierre, einem cholerischen Literaturprofessor, eingeladen. Auch Jugendfreund Claude ist mit von der Partie, als Vincent die Bombe platzen lässt: Er will sein Kind Adolphe nennen. Über das politisch inkorrekte Ansinnen entbrennt ein Streit, der ausufert. „Man hat das schon erlebt. Es soll ein harmonischer Abend werden und plötzlich kommen jahrelang verschüttete Dinge zutage, alte Rechnungen werden ausgepackt. Am Ende muss jeder die Hosen runterlassen und es zeigt sich, was sich hinter der bürgerlichen Fassade verbirgt“, sagt Martin Lindow, der das Stück so gut kennt, wie kaum ein anderer.

"Komödie ist ein Meisterwerk"

Er traf die „ziemlich coolen“ Autoren Matthieu Delaporte und Alexandra de la Patelliére, die mit ihrem Debütstück 2010 einen Siegeszug antraten, Verfilmung inklusive. Er spielte in prominenter Besetzung den Pierre bereits 55 Mal am Renaissance Theater in Berlin. Er ist nun mit 65 Vorstellungen deutschlandweit für das Euro-Studio Landgraf in der Rolle des Vincent unterwegs und kann nur schwärmen: „Diese Komödie ist ein Meisterwerk und ein Fest für Schauspieler. Die Dialoge sind brillant. Es geht viel wendungsreicher zu als bei den Gesellschaftskomödien, die Yasmina Reza gemacht hat“, verweist er auf Stücke wie „Gott des Gemetzels“. Mit einer Vorlage wie dieser genießt der 48-Jährige seinen zweifachen Einsatz in unterschiedlichen Inszenierungen mit sehr unterschiedlichen Rollen. „Ich sehe es als Herausforderung, beide glaubwürdig auf die Bühne zu bringen.“

Welcher Charakter ihm lieber ist, kann er nicht sagen. „Ich bin privat von beiden gleich weit entfernt. Ich bin eher ein melancholischer Mensch.“ Einer, der im Laufe der Jahre seine Einstellung zum Beruf verändert hat. „Ich bin gelassener geworden. Ich setze mich nicht mehr unter Druck, gestatte mir kein Lampenfieber. Dafür ist mir die Zeit zu schade“, meint der Folkwang-Absolvent, dessen Karriere vor mittlerweile 25 Jahren bei Hansgünther Heymes „Sihanouk“ in Essen begann.

Zwei Fernsehfilme für das ZDF

Gerade ist seine Zeit aber auch knapp. Kein Wunder, dass er als Freiberufler, bei dem es naturgemäß mal auf, mal ab geht, „guter Dinge“ ist. Ab März steht der Grimme-Preisträger für zwei ZDF-Fernsehfilme vor der Kamera. Zunächst arbeitet er mit der von ihm verehrten Senta Berger für „Willst du mit mir gehen“ zusammen, dann dreht er den Krimi „Kalte Wahrheit“. Im nächsten Winter beschäftigt ihn in Berlin und auf Tournee wiederum „Der Vorname“. „Es ist mir immer ein großes Bedürfnis, auf der Bühne zu stehen“, sagt Martin Lindow. Und das spürt man.