Essen. Das Inkasso-Unternehmen GFKL verlässt das Hochhaus am Limbecker Platz in Essen. Die örtlichen Wirtschaftsförderer sind froh, dass sie die Firma an einem neuen Standort in der Stadt halten können. Zurückbleibt ein aber ein angejahrter Leerstand in zentraler Lage.

In der Essener Innenstadt droht der nächste Hochhaus-Leerstand: Das Inkasso-Unternehmen GFKL verlässt Mitte Juni nach beinahe 20 Jahren das ehemalige Iduna-Haus am Limbecker Platz. Für die Essener Wirtschaftsförderunsgesellschaft (EWG) ist der Umzug trotzdem mit einer positiven Nachricht verbunden. „Das Unternehmen konnte in Essen gehalten werden, obwohl es sehr kurzfristig einen neuen Standort suchte. Da bestand schon Abwanderungsgefahr“, sagte EWG-Geschäftsführer Dietmar Düdden auf der Jahrespressekonferenz am Mittwoch.

An dem Fall lassen sich die Probleme des hiesigen Büromarktes gut veranschaulichen. Zwar ist die Leerstandsquote bei Geschäftsimmobilien mit um die fünf Prozent im Bundesvergleich eher niedrig, doch liegt das daran, „dass hier kaum hochwertige Büros auf Vorrat gebaut werden“, erklärt Düdden. Anders gesagt: Was in Essen leer stehe, sei in der Regel alt, unsaniert, schlecht geschnitten und teils nicht mehr vermarktbar. „Da gibt es Räume, die kriegen Sie nicht für drei Euro pro Quadratmeter vermietet“, sagt Düdden.

GFKL zieht ins Europa-Center

Auch die GFKL war mit ihren angejahrten Räumlichkeiten nicht mehr zufrieden und mahnte im vergangenen Sommer eindringlich Sanierungen an, doch der Eigentümer unternahm nichts. „Dann wurde bekannt, dass da ein Insolvenzverfahren läuft“, sagt GFKL-Sprecherin Rebecca Poppe. Seither habe man nach einem neuen Dominzil gesucht; da die meisten der 350 Mitarbeiter in Essen ansässig sind, habe es keine konkreten Abwanderungsgedanken gegeben. „Aber wenn wir hier nichts gefunden hätten, hätte man den Zirkel weiter schlagen müssen.“ Dass es anders kam, verbucht auch die EWG als ihren Erfolg. Das Inkasso-Unternehmen zieht nun in den Europa-Center-Neubau an der Kruppstraße neben der A 40.

Generell verbucht die EWG auch das Halten abwanderungswilliger Firmen als Erfolge für sich: 1334 Arbeitsplätze habe man im vergangenen Jahr für die Stadt sichern können, indem man bei der Suche neuer Standorte half. Hier wie bei den Neuansiedlungen, die weitere 1037 Jobs in die Stadt brachten, kämpfe man aber mit der bekannten Flächenknappheit: Der Bestand an Industrie- und Gewerbeflächen hat sich im vergangenen Jahr auf 36,8 Hektar verringert. „Wir benötigen 80 Hektar, um anfragenden Unternehmen Alternativen bieten zu können“, sagt Düdden. Während es im Norden der Stadt verfügbare Flächen gebe, haben wir im Süden nichts mehr“.

Den Löwenanteil bei der Vermittlung von Gewerbeflächen machte 2013 die Erweiterung von Pharma-Händler Noweda in Altendorf um 27.000 qm aus. Ein Sportplatz muss dafür weichen, Sportler umziehen. Ein Preis, den Düdden nicht zu hoch findet – im Gegenteil: „Wäre das Unternehmen abgewandert, hätten viele Frauen aus dem Stadtteil ihren Job verloren.“