Essen. Die Essener Wirtschaftsförderung (EWG) hat erste Schwerpunkte für ihren „Masterplan Industrie“ gesetzt: Darin sind Gewerbeflächen und die Verkehrsituation in der Stadt die Top-Themen. Aber es geht auch darum, wie Politik und Verwaltung unternehmensfreundlicher werden sollen.

Große Verheißungen sind rasch gemacht. Das weiß auch der mittelständische Unternehmer Markus Jäger. Nicht umsonst schob er am Dienstag bei der Präsentation der Zwischenergebnisse für den „Masterplan Industrie“, an dem die Essener Wirtschaftsförderung (EWG) derzeit arbeitet, den Satz hinterher: „Ich hoffe, dass das hier kein Kurzstreckenlauf wird, denn wir brauchen die Langstrecke.“

Beim Masterplan soll es schließlich darum gehen, ein Wohlfühlpaket für die produzierenden Essener Betriebe zu schnüren. Denn die Erkenntnis ist bei der EWG schon länger gereift: Längster Schreibtisch im Revier zu sein reicht nicht. Schließlich sei es vor allem die mittelständische Industrie, die für Wertschöpfungstiefe steht und Arbeitsplätze sichert. Doch es gibt nicht mehr allzu viele Betriebe in der Stadt. Essen ist fast schon entindustrialisiert.

Noch 200 Industrie-Firmen gibt es in Essen

Knapp 200 Essener Unternehmen hat die EWG ausgemacht, die noch in die Kategorie produzierendes Gewerbe bzw. Handwerk passen. In einer Umfrage gaben diese an, dass sie in den nächsten fünf Jahren rund 1000 Stellen in Essen schaffen und 221 Millionen Euro investieren wollen – mindestens, wie die EWG betont. Denn es ließ sich nur ein kleiner Teil in die Karten schauen.

Allein das dürfte aber genug Munition für die EWG sein, um für ihre Industrie-Offensive bei Politik und Verwaltung zu werben. Denn dort, und auch das hat die Umfrage gezeigt, treffen die Unternehmen nach ihren Erfahrungen noch häufig auf zu viel Skepsis – sei es bei Genehmigungen oder bei der Frage, ob auf einer Fläche ein Park, ein Wohnhaus oder ein Betrieb entstehen soll.

Bei Busrundfahrt für Politiker sollen sich Unternehmen vorstellen können

Deshalb wird es im Masterplan mehr als ein Projekt geben, wie Politik und Verwaltung „industriefreundlicher“ werden sollen. Unter anderem soll es nach der Kommunalwahl eine Busrundfahrt für Politiker geben, wo sich mehrere Unternehmen vorstellen können. Des Weiteren, so die Vorstellung, wird es einen Mittelstandlotsen auf Stadtebene geben, der auch eine Art „Kummerkasten“ sein soll.

Die Hauptpunkte jedoch, die den Machern des Masterplanes auf den Nägeln brennen, sind die Themen fehlende Gewerbeflächen und die Verkehrssituation. Die EWG hat eine so genannte Bedarfsanalyse in Auftrag gegeben. Damit will sie den Stadtplanern einen „Bestellzettel“ an die Hand geben, wo in Essen Gewerbe- und Industrieflächen mit welcher Qualität künftig gebraucht werden. „Das wird ein zentrales Thema sein und die Stadt muss den Mut haben, sich diesem anzunehmen“, sagt EWG-Chef Dietmar Düdden.

Beim Thema Verkehr sollen unter anderem Bürger und Wirtschaft um Verbesserungsvorschläge gebeten werden. Andere Städte hätten damit gute Erfahrungen gemacht.