Essen. . Am Gemeindezentrum an der Erlöserkirche wirbt ein Plakat für eine Energiefirma. An Gebäuden der evangelischen Gemeinde Borbeck-Vogelheim hängt Werbung eines Baumarktes. In Essen sind einige Gemeinden kreativ, wenn es darum geht Einnahmen aufzubessern. Alkohol, Tabak und Dessous stehen auf dem Index.

Da schaut der Passant an der Straßenecke Bismarckstraße und Friedrichstraße doch mal genauer hin. Am evangelischen Gebäude-Ensemble, wo lange Jahre mit einem Riesenplakat für den Bachchor und das 100-jährige Bestehen der Erlöserkirche geworben worden war, prangt seit Kurzem das etwa 100 Quadratmeter große Banner eines norwegischen Energieunternehmens. Und das erfreut sich vieler freiwilliger wie unfreiwilliger Betrachter – befindet sich hier doch eine der meist befahrenen Kreuzungen der Stadt. Werbung an der Kirche, oh Gott! Eine gute Gelegenheit für die Gemeinde, die Kirchensteuer aufzubessern. Ja. Aber auch nein.

„Unsere Kirchenordnung verbietet Werbung an Kirchen“, erklärt Stefan Koppelmann, Leiter des Referats für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im evangelischen Kirchenkreis Essen. Und wer genau hinschaut, der sieht, dass hier auch nicht an der Kirche, sondern am benachbarten Gemeindezentrum großflächig geworben wird.

Alkohol, Tabak oder Dessous stehen auf dem Index

Eine Aktion, die aus dem Presbyterium der Erlöserkirche kam und die der Gemeinde einen niedrigen vierstelligen Betrag pro Monat einbringt. „Der vorliegende Fall an der Erlöserkirche wurde von der Landeskirche und von der Denkmalschutzbehörde geprüft. Das Gemeindezentrum bildet zwar mit der Erlöserkirche ein dichtes Ensemble. Aber weil es nur um das Zentrum geht, gab es keine Einwände“, sagt Koppelmann. Als Selbstbeschränkung stehen Alkohol, Tabak oder Dessous auf dem Index. Erster Werbepartner war übrigens der bunte Movie-Park aus Bottrop.

Diese kirchliche Werbemaßnahme ist keineswegs die Regel, sondern eine Ausnahme. Wobei es durchaus Gemeinden gibt, die bedauern, dass ihre Zentren nicht verkehrstechnisch mehr frequentiert werden und damit für Werbung auch an ihren Wänden attraktiv wäre. Das generierte Geld könnte man beispielsweise gut in die Renovierung von Gebäuden stecken.

Kleine Werbetafel an Gebäuden in Kirchenbesitz

Eine kreative Ausnahme gibt es in der evangelischen Gemeinde Borbeck-Vogelheim. Dort hat sich das Presbyterium zwar gegen eine werbliche Vermarktung von Kirche und Gemeindezentren ausgesprochen. Aber die Gemeinde hat kleine Tafeln an, im Kirchenbesitz befindlichen, Gebäuden platziert. Darauf wird beispielsweise für einen Baumarkt geworben.

Dafür erhält die Gemeinde bei Einkäufen in diesem Betrieb Prozente sowie einen Festbetrag pro Werbetafel. An einer weiteren Hauswand wird zudem für zwei Firmen, die für die Gemeinde häufiger tätig sind, geworben. Werbung liegt also nicht in Gottes Hand, sondern folgt kreativ-monetären Ideen.