Bochold/Borbeck. . Die evangelische Matthäuskirche steht seit 150 Jahren mitten im Dorf. Die Gemeinde nutzt das Jubiläumsjahr auch zum Aufbruch mit neuen Impulsen.

„Die bunte Kirche am Fliegenbusch“ nennt sie der Volksmund. 1864 ist sie die erste evangelische Vorstadtkirche in Essen. Am 26. Oktober wird die Matthäuskirche damals mit einem Festgottesdienst eröffnet. 150 Jahre später, feiert die evangelische Kirchengemeinde mit ihren Gästen einen Festreigen. Dabei stehen nach wie vor die Seelsorge und das Kümmern um die Menschen vor Ort im Mittelpunkt. Über eine Öffnung, die Veränderungen – über das Jubiläum hinaus – das Leben rund um die Kirchturm prägen, diskutieren die Angehörigen bereits.

Rückblick: Für die im Industriegebiet des 19. Jahrhunderts rasant wachsende Gemeinde soll die notwendige Kirche mitten im Dorf stehen. Einst legen die Verantwortlichen ein Fadenkreuz auf die Landkarte – von Altenessen bis Lirich (Ost-West-Achs) und von Bottrop bis Frohnhausen (Nord-Süd-Achse). Wo die Fäden zusammentreffen entsteht die Matthäuskirche, an der heutigen Bocholder Straße.

Ursprünglich hat das Gottesdiensthaus nur einen Dachreiter über dem Westeingang. Es ist die älteste Kirche im heutigen Kirchenkreis Essen-Nord und gilt als „erste evangelische Kirche des Industriezeitalters“. Sie ist nötig, weil die Gemeindeschule bei mehr als 300 Besuchern aus allen Nähten platzt.

Der langjährige Pfarrer Haardt erkennt in einem Brief an die Kirchenoberen: „Wenn die Leute eine halbe Stunde gelaufen sind, dann ununterbrochen stehen müssen, wenden sie sich ab.“ Dabei soll die Kirche eine „Aufladestation“ sein.

500 Taler kostet das Grundstück, 11 000 Taler die Kirche. Weil die Gemeinde wenig Geld hat, die Betriebe mit Spenden knausern, wird es eine einfache Hallenkirche, „freundlich und hell, die gerade durch ihre anspruchlose Einfachheit den angenehmsten Eindruck macht“, heißt zur Eröffnung.

Die Hallenkirche ist bis heute geblieben, Ein Glockenturm kommt Anfang der 1920er-Jahre hinzu. Unter dem Titel „Zwischenrufe“ werden demnächst in den Gottesdiensten NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann, der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion Thomas Kufen, Stadtdechant Jürgen Cleve und der rheinische Präses Manfred Rekowski werden auf die Kanzel steigen. „Zwischenrufe gab es in den 60er Jahren häufiger während der Predigt“, erinnert sich Ulrike Schreiner-Menzemer. Heute gingen die Leute leise und stimmten mit den Füßen ab.

Mehr Zwischenrufe, mehr engagiertes Einmischen, mehr mutiges Mitmachen wünscht sich das Presbyterium. Hilke Drewes und Uwe Gerwin möchten neue Impulse für die Zukunft setzen und vor allem jungen Gemeindemitglieder zum Mitgestalten bewegen. Dabei sollen auch die Aktivitäten im Jubiläumsjahr helfen. „Jeder kann sich bei uns einbringen“, sagen sie.

Mit dem Festgottesdienst und der Ausstellung in der Alten Cuesterey beginnt am Sonntag, 2. Februar, der Festreigen zum 150-Jährigen Bestehen der Matthäuskirche.