Essen. . „Bei uns kommen die Gäste umsonst, aber nie vergebens“, bewirbt Lutz Friedrich, Initiator, Organisator und Moderator von „Humann im Dialog“ seine Idee: Politiker und Schüler kommen miteinander ins Gespräch. Am 26. Februar kommt Peer Steinbrück an das Steeler Gymnasium - wie viele Polit-Größen vor ihm.

Als der Name „Sascha Hellen“ fällt, ist der eloquente Lutz Friedrich für einen kurzen Moment sprachlos. Dann dämmert es dem Essener: Aber nein, mit dem so umtriebigen wie umstrittenen Bochumer Impresario, der Promis wie den Dalai Lama nach Bochum holte, lasse er sich nicht vergleichen. Es mag eine Ironie des Zufalls sein, dass Friedrich in diesem Monat Peer Steinbrück nach Essen holt. Ausgerechnet den Mann, durch dessen fürstlich bezahlten Vortrag in der Nachbarstadt Sascha Hellen tief in die Bochumer Stadtwerke-Affäre gerutscht ist. Nach Essen kommt Steinbrück, Ex-Kanzler-Kandidat, Ex-NRW-Ministerpräsident, honorarfrei - im Rahmen der Reihe „Humann im Dialog“, die Lutz Friedrich ersonnen hat. „Bei uns kommen die Gäste umsonst, aber nie vergebens“, sagt der Essener, der seine Sache zu verkaufen weiß. Und Steinbrück ist nicht die erste Polit-Größe, die der mittlerweile 22-jährige Student an seine ehemalige Penne geholt hat.

„Ich stehe unterschiedlichen Parteien unterschiedlich nahe“

2010, in seinem damals schon zweiten Jahr als Schülersprecher am Humann-Gymnasium, kommt Friedrich von einem Auslandsaufenthalt in Kanada zurück: „Ich war beeindruckt, mit welchem Engagement und mit welcher Leidenschaft sich junge Menschen für Politik interessieren“, erinnert sich der 22-Jährige. Er will dieses Gefühl auch an seiner Schule wecken: Es entsteht die Idee für „Humann im Dialog“. Friedrich ist Initiator, Organisator, Moderator. „Aber ich stehe nicht im Mittelpunkt, es geht um die Gäste und den Dialog, ich versuche mich so weit wie möglich zurückzunehmen“, stellt der Student klar. Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß ist sein erster Gast. In den nächsten Jahren werden ihm Wolfgang Clement, Norbert Lammert, Sylvia Löhrmann, Hannelore Kraft und Christian Lindner folgen. Und jetzt am 26. Februar Peer Steinbrück. Eine geschlossene Veranstaltung: 250 bis 300 Humann-Schüler werden den Ex-Ministerpräsidenten mit Fragen löchern. Die Veranstaltung für alle Interessierten zu öffnen, „das würde den Rahmen sprengen“, meint Friedrich.

Wie es der 22-Jährige schafft, an die Polit-Prominenz zu kommen? Friedrich verweist auf beste private Netzwerke, betont aber auch: „Die Gäste kommen, weil sie Interesse an dem Format haben, weil sie mit jungen Menschen in Kontakt kommen können. Das ist auch für die Politiker etwas Besonderes.“ Und zwar unabhängig von der politischen Couleur, wie sich bei der Auswahl der Humann-Dialog-Partner zeigt. Es mag verwundern, dass Friedrich selbst kein Parteibuch mit sich trägt. „Ich stehe unterschiedlichen Parteien unterschiedlich nahe“, sagt der 22-Jährige, „aber mir ist wichtig, dass ich neutral auftreten kann, authentisch und neutral.“

„Diplomat wäre ein Träum“

Friedrich hält das mit seinem weiteren Werdegang so ähnlich. Nach dem Einser-Abi ist der Essener an die Westfälische Wilhelms-Universität gewechselt. Jura studiert er dort, mit einem Schwerpunkt auf der anglo-amerikanischen Rechtswissenschaft. Im sechsten Semester läuft das jetzt, er liege voll im Soll, sagt Friedrich. Für die Juristerei habe er sich entschieden, um „möglichst breit aufgestellt“ zu sein: Beruflich möchte er sich die „eine oder andere Tür noch offen halten“, ein klares Ziel hat er vor Augen: „Diplomat wäre ein Träum.“ Realist genug dürfte Friedrich sein, damit es dabei nicht bleibt.

Es ist nicht so, dass Friedrich auf seine Anfragen keine Absagen bekäme, „aber wir nehmen auch nicht jeden“, sagt der 22-Jährige selbstbewusst. Eine würde er gerne mal bei „Humann im Dialog“ begrüßen, sagt Friedrich: Die jetzige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Hoch interessant sei die wegen ihrer Persönlichkeit, ihrer Biografie. Bei „Humann im Dialog“ könnte von der Leyen eine Brücke schlagen, das ist, worum es Friedrich geht: „Jugend und Politik“, sagt der 23-Jährige, „das ist keine Liebe auf den ersten Blick, aber auch keine Einbahnstraße.“ Friedrich wird seine Mission fortsetzen.