Essen. Wer als einzelner Bürger das Haus der Essener Geschichte besuchen will, der steht vor verschlossenen Türen. Nun macht Essens KulKulturdezernent Hoffnung, dass die Bürger endlich die Ausstellung zur Stadtgeschichte sehen können. Es ist ein Kompromiss beim Personaleinsatz geplant.
Annähernd sechs Millionen Euro haben sie in das Haus der Essener Geschichte gesteckt. Eine üppige Investition, mit der zum Auftakt des Kulturhauptstadt-Jahres 2010 ein fulminantes Signal gesetzt wurde. Aufgegangen ist die reiche Saat allerdings nicht. Wer zum Beispiel die vielgelobte Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert sehen möchte, steht vor verschlossenen Türen.
Ausgangspunkt der Museums-Misere ist die rigide Rotstift-Politik der Stadt. Sie verleiht der Stadt über die Grenzen hinaus ein Negativ-Image, das auch den Fraktionen des Kulturausschusses peinlich ist. „Das können wir uns nicht leisten“, befand gestern SPD-Sprecher Hans Aring. Seine CDU-Kollegin Susanne Asche pflichtete ihm bei: „Ein Unding“. Auch Andreas Bomheuer, der Kulturdezernent, räumte in dem Gremium freimütig ein: „Die gegenwärtige Situation ist ausgesprochen unglücklich.“
Erfreulich immerhin: Hinter den Kulissen arbeiten sie daran, dem Haus endlich zu einem erfolgreichen Neubeginn zu verhelfen. „Ich möchte dieses für die Identität der Stadt Essen so wichtige Haus wieder an den Start bringen“, bekräftigte Bomheuer am Rande der Sitzung. Und fügte hinzu: „Wir arbeiten unter Hochdruck.“
Nach der Sommerpause will Essens Kulturdezernent eine Lösung
Ein möglicher Ausweg aus der Misere könnte die Schaffung eines „Pools“ von Aufsichtspersonen sein, der sich aus Mitarbeitern von Schloss Borbeck, der Alten Synagoge und dem Haus der Geschichte rekrutiert. Denkbar sei auch, dass das Haus der Geschichte nur an einigen Tagen oder nach Vereinbarung seine Pforten öffne. Viel Zeit, so der Kulturdezernent, dürfe man allerdings nicht mehr verstreichen lassen. „Noch vor der Sommerpause muss es eine Lösung geben, schließlich ist das Haus auch für Touristen interessant.“
In der heftig umstrittenen Frage, ob ehrenamtliche Kräfte eingesetzt werden können, verfolgt Bomheuer einen pragmatischen Kurs. Seine Maxime lautet: „Hauptamtliche Mitarbeiter sind ganz klar das Standbein und Ehrenamtliche können allenfalls das Spielbein sein.“
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Auch beim 500 Mitglieder zählenden Historischen Verein, der allzu gerne ehrenamtliche Kräfte abstellen würde, ist man zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden wird. Vielleicht nicht eine, die alle zufriedenstelle, die aber immerhin die Tür zur lohnenswerten Dauerausstellung einen Spalt öffne. „Selbst ein einziger Öffnungstag wäre schon ein Anfang,“ sagt Geschäftsführer Klaus Kaiser.
Personalrat will keine Ehrenamtlichen im Haus der Geschichte
Hauptamtlich oder ehrenamtlich? In dieser Schlüsselfrage rückt Kai-Uwe Gaida, der Personalratsvorsitzende im Rathaus, keinen Millimeter von seinen gewerkschaftlichen Prinzipien ab: „Das Haus der Geschichte ist eine öffentliche Aufgabe, die wir nicht von Ehrenamtlichen ausführen lassen.“
Zu Unrecht sieht Gaida in der Stadtarchiv-Debatte den Personalrat an den Pranger gestellt. „Dass wir als Blockierer hingestellt werden, ist nicht nur schlimm, sondern auch falsch.“ Am Zuge seien der Rat und der Verwaltungsvorstand.
Gaida erinnert daran, dass der Personalrat viele Zugeständnisse gemacht habe, als die Stadt 2010 praktisch pleite war. Dass der Personaletat bis 2017 um 41 Millionen Euro gekürzt und 690 Stellen gestrichen würden, sei äußerst schmerzhaft. „Jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“
Dass das Haus der Geschichte nicht dauerhaft geöffnet ist, empfindet auch Gaida als „Schande“. Aber kostenlose ehrenamtliche Arbeit könne nicht die Lücke füllen, die hauptamtliche Kräfte hinterlassen. Überhaupt will Gaida nicht zulassen, dass im Haus der Geschichte ein Präzedenzfall geschaffen wird. „Die Stadtverwaltung ist der größte Arbeitgeber der Stadt und ein wichtiger Ausbilder. Wir haben eine große Job-Verantwortung auch für künftige Generationen. Auf billig machen wir nicht.“