Essen. Jedes zweite Kind muss die Ersatzschule des Bistums am Stoppenberg in diesem Jahr ablehnen. Von 300 Bewerbern werden nur 150 einen der heißbegehrten Plätze bekommen.

7.15 Uhr, strömender Regen. Schon zwei Stunden vor dem offiziellen Anmeldebeginn stehen sich die ersten Eltern auf dem Schulhof des Schulzentrums in Stoppenberg die Beine in den Bauch. Ihr Ziel: Einen der heißbegehrten Plätze an der Sekundarschule des Bistums für ihr Kind zu ergattern. Und das, obwohl die Reihenfolge der Anmeldungen „wirklich keine Rolle spielt“, wie Schulleiterin Adelheid Bohn betont. Doch nicht nur das frühe Engagement der Bewerber spricht für sich, es ist vor allem die Zahl: 296 Anmeldungen stehen bei Toresschluss um 13 Uhr auf dem Zettel.

„Das Ergebnis macht uns auf der einen Seite froh und dankbar“, sagt Bernd Ottersbach, Schuldezernent des Bistums Essen. „Es ist eine Bestätigung für die tolle Arbeit, die die Lehrkräfte leisten und zeigt, dass die Eltern das auch schätzen“, meint der Dezernent. Der Ansturm bedeutet allerdings auch, dass knapp die Hälfte der Grundschüler abgelehnt werden muss. „Leider können wir dieses Jahr nur 150 Schüler aufnehmen“, sagt Bernd Ottersbach. Die Räumlichkeiten seien endlich: Konnten im vergangenen Jahr noch sieben Klassen mit je 25 Schülern starten, sind es in diesem Jahr nur sechs. Jedes zweite Kind wird demnach in den nächsten Tagen eine enttäuschende Nachricht von seiner Wunschschule erhalten.

Wochenarbeitsplan kommt gut an

„Es tut mir um jeden Leid, den wir ablehnen müssen. Die ersten schlaflosen Nächte habe ich schon hinter mir“, sagt Schulleiterin Adelheid Bohn. Leicht macht sich das Team rund um die Direktorin die Entscheidung nicht. 28 Kollegen führten in 14 Teams persönliche Gespräche mit den Familien. „Ich mache sogar immer Fotos, um mich später zusammen mit den Notizen besser an die Kinder zu erinnern“, erzählt Bohn. „Wir könnten es uns auch einfach machen und nur die „Creme de la Creme“ annehmen, aber um dem Konzept der Sekundarschule gerecht zu werden, brauchen wir eine gesunde Mischung aus Kindern mit unterschiedlichem Lernniveau“.

Dem Ansturm nach zu urteilen, scheint das von der rot-grünen Landesregierung forcierte Modell das neue Erfolgsrezept zu sein. „Die Sekundarschule ist eben nicht nur ein neues Etikett“, so Ottersbach. „Dahinter steckt ein völlig neues Konzept, bei dem die Kinder auf vielfältige Weise zu selbständigem Lernen angeleitet werden.“

Gregor und Gabriela Szopa hat das neue System der Sekundarschule in Stoppenberg überzeugt. Ihr älteste Sohn ist im vergangenen Jahr mit dem ersten Jahrgang gestartet. Jetzt soll auch der 10-jährige Darko folgen. „Wir sind sehr zufrieden mit der Schule“, sagt der Familienvater aus Altenessen. „Den persönlichen Wochenarbeitsplan zum Beispiel finde ich sehr gut. Wir bekommen immer ein Protokoll und erfahren sofort, wenn unser Sohn die Aufgaben nicht rechtzeitig schafft.“ Eine Alternative hat Familie Szopa noch nicht, sollte Darko abgelehnt werden.

Bistum hatte Terminstreit mit Stadt

Auch Alexandra Baukus hofft für ihre Tochter Jasmin auf einen der begehrten Plätze. „Der Ruf, den die Schule hat, ist einfach der Wahnsinn“, sagt Jasmins Mutter. „Ich war selber als Schülerin am Schulzentrum. Das war hier früher schon sehr gut“, so Baukus. Das neue Lernkonzept der Sekundarschule gebe es einfach woanders nicht. „Dass sich in der fünften Klasse zwei Lehrer um die Kinder kümmern und sie insgesamt so individuell gefördert werden, hat mich einfach überzeugt“, sagt Alexandra Baukus.

Ob Jasmin und Darko einen der heiß begehrten Plätze an der Sekundarschule ergattert haben, erfahren sie bis spätestens am 5. Februar. Die katholische Ersatzschule ging mit vorgezogenen Anmeldeterminen am Mittwoch und Samstag als erste der Essener Schulen ins Rennen. Dieser frühe Termin war Folge eines Terminstreits des Bistums mit der Stadt. Nachdem die Schulverwaltung erstmals einen gemeinsamen Termin für die städtischen Gesamtschulen und die privaten Ersatzschulen angesetzt hatte, entschied sich das Bistum, die Anmeldungen für die Sekundarschule um eine Woche vorzuziehen: „Wir wollten den Eltern rechtzeitig mitteilen, ob ihr Kind berücksichtigt wird oder nicht.“