Essen. . Mehr als zweieinhalb Jahre ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen den Chef der „Bewegungswerkstatt“. Jetzt hat die Behörde Anklage wegen Untreue und Urkundenfälschung erhoben.

Es ist gar nicht so einfach, den kleinen Smartphone-Wischern und Joystick-Hantierern von heute ein bisschen mehr Spaß am Sport nahezubringen. Die „Bewegungswerkstatt Essen“ versucht es dennoch, damit der motorische Nachholbedarf im Steppke-Alter sich wieder auswächst. Das gelingt mit Stapelklötzen und Hochseil-Parcours, mit Sitzwippen und Rollbrettern -- und mit großzügiger Unterstützung edler Spender wie etwa der Sparkasse oder der Krupp-Stiftung.

Umso heikler, dass man in dem 1998 gegründeten Verein bei all der löblichen Arbeit über Jahre hinweg offenbar mehr Beweglichkeit an den Tag gelegt hat, als die Polizei erlaubt. Schon seit Frühjahr 2011 ermittelt die Staatsanwaltschaft -- alarmiert durch schwere Vorwürfe eines Ex-Mitarbeiters – gegen mögliche Verantwortliche. Jetzt steht der Chef der Bewegungswerkstatt vor Gericht, angeklagt wegen Untreue und Urkundenfälschung.

Schwunghafter Handel mit so genannten Übungsleiter-Pauschalen

Kern der Vorwürfe ist ein schwunghafter Handel mit so genannten Übungsleiter-Pauschalen. Diese erhalten Übungsleiter mit einer Trainer-C-Lizenz, wenn sie Schulkinder auf Honorarbasis spielerisch auf Trab halten – monatlich 175 Euro.

Doch statt ins Portemonnaie der Trainer soll der Leiter der „Bewegungswerkstatt“ Teile der Gelder, oft sogar komplette Monatsbeträge in seine eigene Tasche gesteckt haben. In anderen Fällen wurden Trainingseinheiten bezahlt, obwohl diese gar nicht stattgefunden hatten -- so steht es in der Anklageschrift, in der sich die Ermittler aus einem Wust an Vorwürfen auf die Verfolgung der 30 schwerwiegendsten Taten beschränkt haben.

Darunter auch neun Fälle, in denen ein längst ausgeschiedener Mitarbeiter der „Bewegungswerkstatt“ aus Altendorf als Strohmann herhalten musste, um Barauszahlungen zu rechtfertigen. Dass seine Unterschriften gefälscht wurde, liegt schon deshalb auf der Hand, weil der vermeintliche Trainer Geldübergaben zu Daten quittiert haben soll, als er längst verstorben war.

Nicht über den ersten Prozesstag hinaus

Das Verfahren vor dem Schöffengericht unter Leitung von Amtsrichterin Eva Proske kam allerdings über den ersten Prozesstag nicht hinaus: Da die Behauptung im Raum steht, auch wichtige Vereinsvertreter hätten vom laxen Umgang mit den Übungsleiter-Geldern gewusst, soll die Staatsanwaltschaft weitere Nachermittlungen anstellen. Voraussichtlich im Frühjahr geht’s dann weiter.

Bis dahin hält auch die Stadtverwaltung still in Sachen Bewegungswerkstatt. Sie hatte Beobachter zum Prozess geschickt, weil sie den Angeklagten im Fachbereich Schule beschäftigt.

Es darf aber als sicher gelten, dass -- sollte die Anklage zu einer Verurteilung führen -- das Verhältnis zum Verein auf den Prüfstand kommt.