Essen. . Der Essener Grünen-Fraktion ist „bitter aufgestoßen“, dass Egon Galinnis zwei Hüte trägt: als Geschäftsführer der Messe Essen und Vorsitzender des Stiftungsvorstandes „Herberge zur Heimat“, der das Hotel „Essener Hof“ gehört. Doch der Manager stellt klar: „Ich bin völlig sauber“.
Fünf Tage nach dem überraschenden Bürgerentscheid gegen die 123-Millionen-Euro-Modernisierung der Messe geht der erbittert geführte Schlagabtausch der verfeindeten Lager in die nächste Runde. Grünen-Fraktionschefin Hiltrud Schmutzler-Jäger fährt schweres Geschütz gegen Egon Galinnis auf. „Uns ist bitter aufgestoßen, dass der Messe-Geschäftsführer gleichzeitig Vorsitzender der Stiftung ‘Herberge zur Heimat’ ist, der der Essener Hof gehört“, sagt die Politikerin.
Hintergrund: Das Traditionshotel direkt neben dem „Handelshof“ hat keine 24 Stunden nach dem Bürgerentscheid bekanntgegeben, den geplanten, vier Millionen Euro teuren Anbau zu beerdigen – ein echter Paukenschlag.
Die Grünen zeigen sich irritiert über Galinnis’ Doppelfunktion und dringen nun auf „völlige Transparenz und Offenlegung“. Seit der pikanten EBE-Affäre um Vetternwirtschaft und lukrative Nebenjobs gehörten solche „Verquickungen“ nicht mehr in die Zeit. In einem Brief an den OB heißt es: „Wir verlangen Aufklärung darüber, ob diese Doppelfunktion mit den Compliance-Regeln der Stadt vereinbar ist und diese Interessenverquickung im Geschäftsbericht der Messe Esse oder im Beteilungsbericht der Stadt Essen transparent gemacht wurde.“
Gegenüber dieser Zeitung weist Egon Galinnis die Anwürfe der Grünen energisch von sich. „Ich bin völlig sauber, denn meine Funktion in dieser kirchennahen Stiftung ist ein Ehrenamt, für das ich null Euro bekomme.“ Er fügt hinzu: „Ich bin ein evangelischer Christ und stolz auf dieses Ehrenamt.“
Eine Stiftung im Geiste des Reformators
Die kirchennahe Stiftung „Herberge zur Heimat“ wurde 1883 zum 400. Geburtstag von Martin Luther gegründet. Ihr gehört das Hotel „Essener Hof“.
Compliance bedeutet Regeltreue. Unternehmen geben sich einen Verhaltenskodex, um Verfehlungen zu verhindern.
Sein Arbeitsvertrag als Messe-Geschäftsführer sehe vor, dass nur „bezahlte Nebentätigkeiten“ genehmigungs- und offenlegungspflichtig seien. Das sei aber hier nicht der Fall. Überhaupt übe er keinen einzigen bezahlten Nebenjob aus. Gleichwohl habe er dem OB sein Engagement in der Stiftung „Herberge zur Heimat“ ausführlich dargelegt. „Der Oberbürgermeister hat es geprüft und erlaubt“, sagt Galinnis.
Vorsitzender des Stiftungsvorstandes zu sein, bedeute keinesfalls, direkten Einfluss zu nehmen auf Unternehmensentscheidungen im Essener Hof. Wirtschaftsprüfer hätten den geplanten 4-Millionen-Euro-Anbau sehr vorsichtig beurteilt („auf Kante genäht“). Der Hotel-Geschäftsführer wiederum habe betont, dass die Investition nur möglich gewesen wäre, wenn der Hotelmarkt in Essen stabil bleibe und die Messe ertüchtigt werde. Nach dem Bürgerentscheid vom Sonntag habe der Stiftungsvorstand die Investition abgelehnt. „Das war ein einstimmiger Beschluss aller Anwesenden“, betont Galinnis.