Essen. . Christian Stratmanns Karriere als Theaterunternehmer begann in Essen. Er lebt in seiner Heimatstadt. Doch ein Volkstheater zu etablieren, gelang ihm in Wanne-Eickel. Jetzt feiert er das 10-jährige Bestehen. Und Hochzeitstag.
Er feiert gerne, die runden Jubeltage am liebsten groß. Im Leben des schillernden wie bodenständigen Esseners bietet sich dafür 2014 mehr als eine Gelegenheit: Vor 20 Jahren wurde Christian Stratmann (62) zum Theaterunternehmer und hob mit Bruder, Arzt und Kabarettist Ludger Stratmann das Europahaus als Bühne aus der Taufe, vor zehn Jahren eröffnete er den Mondpalast in Wanne, vor fünf Jahren den Revuepalast in Herten. Dagmar Schwalm sprach mit ihm über Erfolg, Misserfolg und die Liebe.
Herr Stratmann, hinter Ihnen steht ein starker Mann. Richard Prusak ist seit 17 Jahren an Ihrer Seite. Warum vor zwei Jahren die offizielle Verbindung durch eine Hochzeit?
Ich wollte eigentlich gar nicht. Das Schwulsein habe ich nie vor mir hergetragen, aber auch nie ein Geheimnis daraus gemacht. Mein Mann wollte heiraten und ich muss sagen: Es war ein Höhepunkt in meinem Leben. Es hat etwas von Familie, abgesicherter Verantwortung. Es ist ein gutes Gefühl.
Was lieben Sie an ihm?
Seine absolute Verlässlichkeit und Treue. Ich bin ja sehr aktiv, mache viel richtig und viel falsch. Er ist ein ruhiger Pol, introvertiert, sehr ernsthaft. Für mich als Ausgleich toll.
Wie leben Sie mit ihm?
Im ehemaligen Finanzamt Süd haben wir eine 180-Quadratmeter-Wohnung. Es ist ruhig und wir sind schnell mitten im Geschehen am Rüttenscheider Stern. Zwischen 9 und 10 Uhr fahre ich zum Mondpalast. Jeden Tag. Mittags lege ich mich in meiner kleinen Wohnung in Wanne-Eickel etwas hin. Wenn ich abends zurückkomme, gehen wir gerne noch einen Wein trinken.
Gibt es auch kleine Auszeiten?
Wir fahren oft in unsere Berliner Wohnung am Prenzlauer Berg. Ich laufe da viel rum, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich schaue mir an, wie die Unterhaltung machen. Die meisten geben sich keine Mühe. Ich könnte das mit meinem Publikum nicht machen. Dort wäre ich mit den Theatern in der ersten Liga.
Sie feiern zehn Jahre Mondpalast. Worauf sind Sie besonders stolz?
Dass ich dem Ruhrgebiet ein Volkstheater entwickelt und in zehn Jahren etabliert habe. Das Europahaus in Essen war mein Gesellenstück, der Mondpalast in Wanne ist mein Meisterstück. Doch es hat auch finanziell harte Zeiten gegeben, in denen es nicht gut lief.
Wäre so ein Volkstheater in Essen nicht möglich gewesen?
Ich bin drei Jahre mit dem Konzept durch die Gegend gefahren, um einen geeigneten Ort zu finden. Wenn es ihn in Essen gegeben hätte, hätte ich das gemacht. Ich bin ja Essener. Auch der Revuepalast hat sich nur durch die Location auf der Zeche Ewald in Herten ergeben.
Wie läuft es dort mit der Travestie?
Ich kann das nur machen, weil ich auf ein großes Publikum im Mondpalast zurückgreifen kann. Ich mache keinen Gewinn mit den Shows, sondern mit dem Sportschau-Club der ARD und Feiern. Als Christoph Metzelder zum Beispiel eine Gala gefeiert hat, das hat mir was gebracht.
Trotz all Ihrer Aktivitäten finden Sie nach dem Wahl-Debakel der FDP wieder Zeit für die Partei.
Wäre es nicht so schlimm gekommen, könnte sich die FDP nicht erneuern. Ich bin seit 30 Jahren in der Partei und habe signalisiert, dass ich mich wieder engagieren will. Als Schatzmeister muss ich ja keine Kassenbücher prüfen, nur Geld für die Partei sammeln.
Bedauern Sie, dass aus der Kandidatur zum Oberbürgermeister 2009 nicht mehr geworden ist?
Ich wäre wirklich gerne OB von Essen geworden. Es ist eine tolle Stadt. Sie hat viel Potenzial und erfährt keine Wertschätzung. Das sehe ich, wenn ich in Berlin bin. Es liegt zum Teil an der Kommunikation der Stadt, die verbesserungswürdig wäre. Essen hat aber auch zu wenig Leichtigkeit, Lebensfreude und Optimismus, wie ich das in Rüttenscheid spüre.