Wanne-Eickel. . Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Prinzipal Christian Stratmann (62) und Intendant Thomas Rech (60) berichten von „viel Frust und ungeheuer viel Freude“. 700 000 Menschen haben 1600 Vorführungen gesehen. „Flurwoche“ und „Ronaldo und Julia“ waren die beliebtesten Komödien in dem Herner Volkstheater.
In der Rückschau könnte man manches glätten. Eine Erfolgsgeschichte erzählen darüber, wie der Mondpalast von Wanne-Eickel zum Volkstheater wurde, in dem sich auch „Menschen amüsieren, die ein klassisches Theater vielleicht nie betreten würden“, wie Christian Stratmann weiß. Aber der Prinzipal und sein Partner Thomas Rech, seit dem ersten Tag Intendant und Regisseur, erinnern sich an gute und schlechte Zeiten. Und so fiel die Bilanz zum zehnjährigen Bestehen des Theaters an der Wilhelmstraße sehr offen und fast etwas melancholisch aus. In Stratmanns Worten: „Viel Frust und ungeheuer viel Freude“
Sogar die „Tagesthemen“ berichteten, als sich am 28. Januar 2004 der Saalbau als Spielort für Ruhrgebietskomödien vorstellte. Stratmann war mit der Idee eines Volkstheaters schon länger schwanger gegangen, als ihn die damalige Kulturdezernentin Dagmar Goch ansprach. Der Mann aus dem Zeitungsvertrieb, bis dahin „kein Theaterfreak“, schlug ein. „Hoffentlich kriegen wir die ersten Vorstellungen voll“, habe er gedacht. Thomas Rech spielte damals im Stratmannschen Europahaus in Essen „Caveman“. „Es war nicht mein Traum, ein Volkstheater zu führen“, gibt er zu. „Ich hatte eine große Leidenschaft für absurdes Theater.“ Was ihn dann doch reizte, war das „eigene Ensemble mit unbekannten Schauspielern aus der Region“.
Zehnköpfiges Ensemble
Freudentränen flossen, als „Ronaldo & Julia“ die Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen Schalke und Borussia bei der Vorpremiere funktionierte. „Auf der Wilden Rita“ folgte im Oktober, 2005 „Wat ne herrliche Welt“ und zu Silvester „Dinner for Wanne“. „Selbs inschuld“, „Flurwoche“ „Piesewotzki, Libuda und ich“ . . . Hausautor Sigi Domke lieferte jährlich nach Rechs Ideen. Nicht immer erfolgreich: Die „Indianer vom Revier“ etwa, eine satirische Komödie zur Kulturhauptstadt, floppte. Stratmann und Rech sind sich einig: „Wie schwer es werden würde, haben wir erst im Laufe der Jahre gemerkt.“ Denn wenn das Publikum nicht will, aber die Kosten weiterlaufen, wird es für ein Privattheater eng. Dass er immer weiter gemacht habe, bekannte Stratmann, liege an der Lebensqualität, die er gewonnen habe. „Mein Leben hat sich komplett gedreht, vom schüchternen Schulversager zum Prinzipal.“ Der einen Bundespräsidenten Horst Köhler ebenso begrüßen durfte wie Otto Rehagel und viele weitere Promis.
Natürlich kommt so eine Bilanz nicht ohne Zahlen aus: 700 000 Gäste haben 1600 Aufführungen gesehen. 600 Mal spielte das Ensemble „Ronaldo & Julia“, die „Flurwoche“ lief sogar ab 2008 670 Mal. Und sechs Schauspieler des zehnköpfigen Stamm-Ensembles sind seit der Anfangszeit dabei.
Der zehnte Geburtstag wird mit einer Aufführung der ersten Komödie „Ronaldo & Julia“ am Dienstag, 28. Januar, 19.30 Uhr, gefeiert. Kommentiert wird der Fußballspaß von Reporterlegende Werner Hansch. Der Vorverkauf läuft.
Die nächste Premiere ist am 28. März: „Othello - der Schwatte von Datteln“ von Sigi Domke. Thema der Komödie sind „Liebeslust und Liebesleid auf dem Wanner Wochenmarkt in den 50er Jahren“ - frei nach Shakespeare.