Essen. . Aus Rache sollen die Brüder Mohammed (27) und Zakaria E.-Z. (30) eine Frau im Essener Stadtteil Altendorf entführt haben. Am Donnerstag begann der Prozess um den blutigen Streit zwischen zwei libanesischen Familien. Aus Erfahrung mit früheren Prozessen herrschten strenge Sicherheitskontrollen.
Relativ ruhig begann am Donnerstag der Prozess um den blutigen Streit einer libanesischen Familie. Angeklagt sind die Brüder Mohammed (27) und Zakaria E.-Z. (30). Sie sollen versucht haben, aus Rache und im Auftrag des Familienoberhauptes eine Frau aus dem Essener Stadtteil Altendorf zu entführen. Vor Gericht schweigen sie.
Strenge Sicherheitskontrollen hatte die VII. Strafkammer angeordnet. Aus der Erfahrung mit früheren Essener Prozessen im Libanesen-Milieu eine verständliche Maßnahme. Tatsächlich sind zum Prozessauftakt aber nur drei Libanesen im Zuhörerbereich. Die Polizisten im Saal sind deutlich in der Überzahl.
Es ist eine verwirrende Prozesslage. Die Anklage spricht vom Streit zweier verfeindeter Clans. Dabei sind die Angeklagten und ihr mutmaßliches Opfer Cousins. Die Frau, die entführt werden sollte, war zur Tatzeit die Verlobte von Mohammed E.-Z. Am 1. August 2012 eskalierte der Streit in der Familie. Der Vater der Angeklagten soll sich beschwert haben, dass seine Tochter mit einem Mann der Familie R. aus Altendorf zusammen war. Und deshalb soll er drei Söhne, insgesamt hat er wohl 14 Kinder, losgeschickt haben.
Angeklagte sollen mit Schlagring, Baseballschläger und Staubsaugerrohr bewaffnet gewesen sein
Szenen wie in einem schlechten Krimi: Laut Anklage traten die Brüder zuerst eine Tür im Schölerpad ein, die Wohnung war leer. Am Holdenweg fanden sie die Familie R., die informiert war und sich verbarrikadiert hatte. Erneut sollen die Brüder eine Tür eingetreten und Pfeffergas eingesetzt haben. Bewaffnet, so die Anklage, mit Schlagring, Baseballschläger und Staubsaugerrohr, sollen die drei E.-Z. die Familie R. angegriffen und verletzt haben. Dann hätten sie die junge Frau an den Haaren auf die Straße gezerrt.
Dort gelang es aber Mitgliedern der Familie R., die junge Frau zu befreien. Dass ein Opfer des Überfalls seinen Cousin, den flüchtenden Mohammad E.-Z., mit einem Messerstich in den Rücken lebensgefährlich verletzte, sorgt im März für einen neuen Prozess: Da muss sich das heutige Opfer wegen versuchten Totschlags verantworten, Opfer sind dort die Brüder.
Der dritte Bruder E.-Z. stand bereits vor dem Jugendgericht: 1200 Euro Geldbuße und ein Anti-Aggressions-Kurs. Der Familienfrieden ist aktuell weit entfernt. In einer Pause kam es zu zwei lautstarken Auseinandersetzungen zwischen Angeklagten und Opfer. Richter Simon Assenmacher drohte ihnen und den Zuhörern mit Ordnungshaft.