Immer wieder meldet die Polizei Massenschlägereien von libanesischen Familien auf offener Straße. Seit Donnerstag wird einer dieser Fälle vor Gericht verhandelt. Stimmt die Anklage, handelte es sich um einen feigen Überfall auf einen einzelnen Geschäftspartner.

Es sollte um die Rückzahlung eines Darlehens über 67000 Euro gehen. Als der Landsmann aus London sich weigerte, das Geld zu geben, sollen ihn vier Essener Verwandte unter einem Vorwand aus seiner Wohnung in Katernberg gelockt und auf offener Straße übel malträtiert haben. Passanten riefen schließlich die Polizei.

Dem reichen Londoner gehörte eine Handelsfirma in Essen, als Geschäftsführer setzte er seinen Bruder Laith F. (37) ein, der sich jetzt als einer von vier Angeklagten vor der XVII. Strafkammer verantworten muss. Im Frühjahr 2013 kam der Londoner nach Essen. Es gab Ärger um ein Darlehen, das angeblich ein Geschäftspartner der Firma gewährt hatte. Doch der Londoner glaubte eher, dass sein Bruder sich den Kredit nur ausgedacht hätte, um ihn zu schädigen. Er weigerte sich zu zahlen.

Dadurch soll er Probleme bekommen haben. Am 30. April erschien er bei der Polizei und zeigte eine Bedrohung an. Einen Tag später kam er wieder. Ein anonymer Anrufer habe ihm angedroht, ihn „in einen Keller zu stecken, bis er bezahlt hätte“. Wiederum einen Tag später kam es an der Straße Schonnebeckhöfe zu dem blutigen Überfall, den die Anklage juristisch als Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung einordnet.

Angreifer sollen vier Männer der mit Laith F. befreundeten Familie A.-Z. gewesen sein. Erst mit Fäusten, dann mit Stuhlbein und Eisenstange sollen sie laut Anklage gemeinsam mit zwei weiteren Männern auf den Londoner Geschäftsmann eingeschlagen haben. Als er blutüberströmt am Boden lag, sollen sie ihn in ein Auto gezerrt und dort mit einem Messer bedroht haben. Sie hätten ihm gesagt, sie wollten ihn in einen Folterkeller bringen.

Passanten ist es zu verdanken, dass die Polizei schnell eingriff. Ein Autofahrer hatte gestoppt und per Handy die Wache angerufen.