Essen. Zwei Brüder haben absichtlich andere Autos gerammt – zu diesem Urteil ist nun die II. Strafkammer des Essener Landgerichts gekommen. Und darum müssen der 41- und der 46-Jährige nun wegen Betrug und Straßenverkehrsgefährdung drei Jahre in Haft. Zwei mitangeklagte Frauen wurden freigesprochen.
Wer war Schuld am Autounfall? Diese Frage hatte die II. Strafkammer des Landgerichtes nicht zu klären. Sondern, so Richter Andreas Labentz: „War es überhaupt ein Unfall?“. Und diese Frage hat die Kammer beantwortet, indem sie gestern zwei Brüder der Familie O. (41 und 46) unter anderem wegen Straßenverkehrsgefährdung und Betruges zu je drei Jahren Haft verurteilte.
Es ging offenbar um sogenannte Autobumser, die anstatt zu bremsen oder auszuweichen, auf den anderen Wagen zusteuerten. Die beiden ebenfalls angeklagten Frauen (41 und 36) vergossen Tränen der Erleichterung. Sie wurden freigesprochen. Eine Beteiligung war nicht nachzuweisen.
Es waren immer die wenigen Sekunden der Unachtsamkeit anderer Autofahrer, die die Angeklagten offensichtlich nutzten, um es knallen zu lassen. Zum Beispiel beim Einparken. „Es ging immer um Situationen, in denen man dem Gegner 100 Prozent Schuld zuweisen konnte“, so Richter Labentz. Aber die Kammer ist sicher: „Die Unfälle wären vermeidbar gewesen.“
Die Gutachten erstellte meist derselbe Sachverständige
Gegen die Angeklagten spricht unter anderem: Warum fahren sie Fahrzeuge, die nicht auf ihren Namen zugelassen sind? „Es gibt keinen wirtschaftlichen Grund dafür“, so der Richter, „ außer es soll etwas verdeckt werden.“ Und es sind mit Mercedes 500 oder BMW 530 i recht dicke Autos, mit denen die Brüder durch die Straßen fuhren - zumal gemessen daran, dass sie zu Anfang des Tatzeitraums 2007 bis 2011 eher in finanziell kargen Verhältnissen lebten.
Zwar hatten die Autos, wie Labentz formuliert „schon einiges auf dem Buckel“, aber es entstand immer hoher Sachschaden bis zu 20 000 Euro. Die Gutachten erstellte übrigens meist derselbe Sachverständige. In einem weiteren ähnlichen Verfahren sitzt er mit auf der Anklagebank.
Staatsanwältin Valeria Sonntag hatte für die Männer, die die manipulierten Unfälle bis zuletzt bestritten, sogar je vier Jahre Haft gefordert.