Essen. Am Mittwoch wurde vor dem Landgericht Essen der Prozess gegen zwei Männer (46 und 41) und zwei Frauen (41 und 36) ,verbandelt als Geschwister oder Ehepaar, eröffnet. Sie sitzen auf der Anklagebank, weil sie vorsätzlich Unfälle mit Autos herbeigeführt haben sollen. Neun Mal kam es zum Crash. Absicht oder tatsächlich nur Zufall?
„Wo ist er plötzlich hergekommen“, fragte sich verwundert ein Schauspieler, als er eines Abends an der Lindenallee rückwärts einparken wollte und es wie aus heiterem Himmel knallte: Der 48-Jährige hatte mit seinem Seat einen Mercedes gerammt. „Wie konnte ich den übersehen“, habe er sich damals gefragt, erzählt der Zeuge gestern vor der II. Strafkammer des Landgerichtes. Der unerklärliche Unfall vom 23. September 2007 war nämlich kein Einzelfall.
Wie dem Schauspieler erging es zwischen September 2007 und März 2011 neun weiteren Autofahrern, die mit Mitgliedern der Familie O. im Straßenverkehr aneinander gerieten. Zwei Männer (46 und 41) und zwei Frauen (41 und 36) ,verbandelt als Geschwister oder Ehepaar, sitzen seit gestern auf der Anklagebank. Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und Betrug wird ihnen unter anderem vorgeworfen.
Sie sollen die Unfälle provoziert haben, sogenannte Autobumser, und unberechtigt Schadenersatzansprüche und sogar Schmerzensgeld kassiert haben. Ein Schaden von rund 45 000 Euro entstand.
Waren die Unfälle Zufall oder Absicht?
Die Angeklagten, am Steuer saßen jeweils die Männer, räumen ein an den Unfällen beteiligt gewesen zu sein. Aber provoziert hätten sie diese nicht, lassen sie über ihre Verteidiger ausrichten. Und mehr sagen sie nicht dazu am ersten Prozesstag.
Absicht oder tatsächlich nur Zufall? Die Kammer will das an fünf weiteren Prozesstagen herausfinden. Die Unfälle, häufig beim Ein- oder Ausparken, spielten sich meist so ab, dass die Unfallbeteiligten gar nicht nachvollziehen konnten was geschehen war. Sie fühlten sich durchaus schuldig.
So auch der 34-jährige Verkäufer, der am 23. Juni 2008 morgens um acht Uhr beim Bäcker an der Stauderstraße Brötchen gekauft hatte und dann aus der Parklücke fahren wollte. Zuvor, so versichert er als Zeuge vor Gericht, habe er ein paar Autos vorbei lassen müssen und habe auf eine Lücke gewartet. Dann sei er losgefahren: „ Auf einmal hat es Bumm gemacht“, erinnert er sich.
Ermittlungen der Polizei begannen, nachdem Essenerin Anzeige erstattete
Ein schwarzer Mercedes sei in seinen Honda geknallt. Ob ich nicht gucken könne, sei er vom Fahrer des Wagens gefragt worden. Er habe gezittert, sei beim Aufprall mit dem Kopf unters Dach gestoßen. 11 643 Euro zahlte seine Versicherung für den Schaden am Mercedes.
Die Ermittlungen der Polizei begannen, nachdem eine Essenerin Anzeige erstattet hatte. Am 8. Juni 2009 war sie mit ihrem Wagen auf der Essener Straße beim Spurwechsel gegen das Auto eines der Angeklagten geprallt. Der soll absichtlich beschleunigt haben.