Essen. “Wenn die Tiere sich vermehren, schmeißen diese Leute Leben einfach so weg.“ Diese Erfahrung macht eine Pflegerin im Essener Tierheim jetzt besonders häufig. Am Montag fing die Bundespolizei vier Meerschweinchen am Hauptbahnhof ein.

Die Bundespolizei meldet einen ungewöhnlichen Fund am Hauptbahnhof Essen: Dort setzten Unbekannte am Montag (13. Januar) vier Meerschweinchen heraus. Im Albert-Schweitzer-Tierheim stellte sich heraus: Zwei der Jungtiere erwarten Nachwuchs.

Passanten hatten die Nager unter einem Strauch an der Hollestraße, gegenüber der ehemaligen Volkshochschule entdeckt. Der unbekannte Besitzer hatte die Tiere dort ausgesetzt, daneben einen blauen Müllsack mit Kleintierstreu gestellt. Hinweise auf den Besitzer gebe es nicht, erklärte Jürgen Karlisch, Sprecher der Bundespolizei. Bevor die herbeigerufenen Bundespolizisten die Meerschweinchen "in Gewahrsam nehmen" konnten, versuchten diese mehrmals auszubüchsen. Die Meerschweinchen-Fänger in Uniform verständigten die Tierretter der Feuerwehr, diese übergaben die Nager dem Albert-Schweitzer-Tierheim.

Zwei der ausgesetzten Meerschweinchen. Foto: Albert-chweitzer-Tierheim
Zwei der ausgesetzten Meerschweinchen. Foto: Albert-chweitzer-Tierheim

"Dann schmeißen diese Leute diese Leben einfach weg"

Dort versorgte Annette Kox, Tierpflegerin in der Kleintierabteilung, die Meerschweinchen, zwei Männchen und zwei Weibchen. Letztere sind "hochtragend", so Kox, können jederzeit Nachwuchs bekommen. Ihre Jungen werden sie im Tierheim zur Welt bringen. "Es ist immer dasselbe: Wenn die Kleintiere dann schwanger werden, wird es diesen Leuten zu viel und sie schmeißen diese Leben einfach so weg", beklagt die Pflegerin.

Nach Weihnachten sei die Zahl der ausgesetzten Nager wie alle Jahre wieder deutlich gestiegen. Besonders häufig betroffen seien Kaninchen, Hamster, Ratten und Meerschweinchen. "Alles, was sich schnell vermehrt, wenn man das nicht verhindert."

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Die beiden am Hauptbahnhof ausgesetzten Böcke werden nun kastriert, das gesamte Quartett muss entfloht werden. Kox ist zuversichtlich: "Die kriegen wir wieder hin." Die beiden Meerschweinchen-Männer werden wohl zehn Tage nach der Kastration bereit für ein neues Zuhause sein. Als Haustier für Kinder eignen sich die Tiere übrigens nicht, weil sie sehr stressanfällig seien, warnt die Expertin.

14 Exemplare betreut das Albert-Schweitzer-Tierheim zurzeit. Wer eines zu sich nehmen möchte, kann sich dienstags bis freitags zwischen 13 und 16 Uhr unter der Telefonnummer 0201/326262 im Essener Tierheim melden. (pw)