Problemstollen Essen - Pendler werden wohl leer ausgehen
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Essen. . 15 604 Züge waren von dem schwerem Bergbauschaden am Essener Hauptbahnhof betroffen. Schlechte Nachrichten gibt es für die Reisenden: Trotz verbesserter Fahrgastrechte geht die Schlichtungsstelle Nahverkehr davon aus, dass die Pendler nicht mit nennenswerten Entschädigungen rechnen dürfen.
Der schwere Bergbauschaden am Hauptbahnhof hat die Nerven Hunderttausender Berufspendler in den vier Wochen vor Weihnachten arg strapaziert. Das Fiasko in Zahlen: 15 604 Züge waren nach einer aktuellen Auflistung der Deutschen Bahn betroffen, darunter 13 597 Nah- und 1863 Fernzüge. 1687 Züge mussten umgeleitet werden, 585 fielen ganz und 5986 teilweise aus.
Trotzdem dürfen sich Berufspendler nur geringe Hoffnungen machen, spürbar entschädigt zu werden. „Die Entschädigungsansprüche von Monatskarteninhabern sind meistens wohl nicht der Rede Wert“, resümiert Melanie Schliebener, Leiterin der Schlichtungsstelle Nahverkehr.
Urteil entpuppt sich als stumpfes Schwert
Auf ihrem Schreibtisch seien bisher nur wenige Beschwerden gelandet, fügt die Rechtsanwältin hinzu. Paradox: Erst im September hatte der Europäische Gerichtshof die Fahrgastrechte spürbar verbessert, indem er befand, „höhere Gewalt“ sei kein Haftungsausschluss.
Im Fall Essen entpuppt sich das Urteil jedoch als stumpfes Schwert. Denn der gebeutelte Pendler müsste detailliert auflisten, wann ein Zug mehr als 60 Minuten Verspätung hatte, damit er unterm Strich mindestens 4 Euro Entschädigung beanspruchen kann. „Der Verbraucher muss einen immensen Verwaltungsaufwand betreiben, um am Ende nur geringfügig entschädigt zu werden“, bedauert Schliebener.
360 Bohrungen für Sicherung der Hohlräume
Wie aufwändig die Sicherung der Hohlräume an einem der wichtigsten deutschen Verkehrsknotenpunkte war, zeigt die Bilanz der auf Tagesbrüche spezialisierten „GbE Grundbau Essen“. Um die Löcher in den blätterteigigen Flözen Wasserfall, Sonnenschein und Dickebank direkt unterm Bahndamm zu finden und zu verfüllen, waren 360 Bohrungen mit 13 Kilometer Länge und knapp 3000 Kubikmeter Beton erforderlich. „Eine unserer aufwändigsten Sicherungsmaßnahmen im Ruhrgebiet“, bilanziert Geschäftsführer Jürgen Schauwecker.
Bergschäden im Revier
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Nach vorsichtigen Schätzungen der beim Regierungspräsidenten Arnsberg angesiedelten Bergbauabteilung NRW kosten die Sicherungsmaßnahmen zwischen 600 000 und 900 000 Euro. Kosten, die das Land tragen muss, weil es sich beim „Problemstollen“ um „wilden“ Bergbau vor 1865 handelt und ein „Ordnungspflichtiger“ nicht zu ermitteln ist.
Baumaßnahmen noch nicht abgeschlossen
Zwar verkehren die Züge schon seit dem 21. Dezember wieder planmäßig, gleichwohl ist die Baumaßnahme immer noch nicht abgeschlossen. „Weil die Flöze nicht am Bahndamm aufhören, erkunden wir nun den Bereich Bert-Brecht-Straße“, sagt Schauwecker.
„Wir sind froh, dass die Sicherungsmaßnahmen so zügig abliefen und schneller als erwartet beendet wurden“, sagt eine Bahnsprecherin. Ein dickes Lob spricht die DB den Experten der Bezirksregierung in Arnsberg und den von ihr beauftragten Unternehmen aus. Juristen der Bahn prüften noch, ob das Unternehmen Schadensersatzansprüche geltend machen wird.
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