Essen. . Am Samstag schloss Thalia seine Filiale im Baedekerhaus an der Kettwiger Straße – und beendete damit eine beinahe 200 Jahre alte Tradition des Standorts.
Es müssen nicht die schlechtesten Krimis sein, wo die Leser den Missetäter und sein Lügengebäude schon von Beginn an kennen – und die ganze Spannung darin besteht zu erfahren, wie der sich angesichts gezielter Nachfragen windet.
Bei Thalia im Baedekerhaus war das so: Da wusste die Belegschaft von Anfang an, dass die Behauptung, es habe keine Chance zur sinnvollen Flächenverringerung gegeben, nicht viel mehr als eine Lüge war. Und wie zum Beweis macht in diesen Tagen noch mal per E-Mail das Faksimile eines Aushangs die Runde, in dem Geschäftsführer Lutz Gehrken im November 2011 „die erfreuliche Mitteilung machen“ konnte: „Der Mietvertrag an der Kettwiger wurde langfristig verlängert. Zum 30.06.2012 erfolgt die Schließung des 2. OG’s und damit die Rückgabe der Fläche an den Vermieter. Die Deckenlöcher werden geschlossen, die Rolltreppe wird ausgebaut. Eine neue Klimatisierung wird im Juli/August 2012 vom Vermieter eingebaut...“ Man sei, so hieß es damals, „sehr glücklich darüber, dass (...) die lange Tradition von Baedeker in Essen fortgeführt werden kann“.
Nun, dass alles ganz anders kam, ließ sich am vergangenen Samstag beobachten, dem letzten Verkaufstag für Bücher im Baedekerhaus. Das Aus für die Thalia-Filiale beschließt nicht nur eine fast 200 Jahre alte Büchertradition in der denkmalgeschützten Immobilie (die immerhin den Namen Baedeker noch fortführt...), es bedeutet offenbar auch den Job-Verlust für die meisten Mitarbeiter. Nach Angaben aus der Belegschaft werden nur zwei Betriebsräte und eine weitere Mitarbeiterin übernommen, für die übrigen gut 20 Mitarbeiter gebe es einen Abschied mit einem „äußerst bescheidenen Sozialplan“. Über die Neunutzung des Baus ist noch nicht abschließend entschieden. Zum Happy Ende reicht es eh nicht mehr.