Essen. Die Polizei ermittelt nach Streit in der Essener Buslinie 194 am Stadtwaldplatz. Laut Aussage eines Zeugen soll ein Busfahrer eine Pistole gezogen haben. Die Evag will sich zu dem„schwebenden Verfahren“ nicht äußern. Der Betriebsrat beklagt, dass Fahrgäste immer häufiger zu Gewalt neigen.
Ein so ungewöhnlicher wie merkwürdiger Vorfall sorgt für Unruhe bei der Essener Verkehrs AG (Evag). Ein Busfahrer soll, so der Vorwurf von Zeugen, in einem Streit mit Fahrgästen eine Pistole gezogen haben. Der Fahrer weist die Vorwürfe von sich. Die Polizei ermittelt.
Was am Mittwoch, 4. Dezember, in der Linie 194 genau passiert ist, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Sicher ist: Der Fahrer, der für die Firma Lingner im Auftrag der Evag am Steuer saß, hielt den Bus gegen 18.30 Uhr am Haltepunkt Stadtwaldplatz an und bat die Fahrgäste auszusteigen. Die Erklärung: Er dürfe nicht weiterfahren, weil er seine maximale Lenkzeit erreicht habe.
Die meisten Fahrgäste stiegen aus. Zwei blieben im Bus und führten einen hitzigen Streit mit dem Fahrer. Der soll dann eine Pistole gezogen haben. Das beobachtete ein Zeuge von draußen. Die Polizei rückte, nach dem Notruf mit Waffen-Hinweis, mit mehreren Wagen an und entschärfte mit entsprechender Konsequenz die Situation.
Polizei Essen fand bei dem Fahrer keine Waffe
„Die Beamten haben dabei aber keine Waffe gefunden“, sagte ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Die Polizei ermittelt, will in den nächsten Tagen den Fahrer vernehmen, der nicht in Essen wohnt. Die Polizei sucht weitere Zeugen. Die meisten Fahrgäste verschwanden nach dem ungewöhnlichen Zwischenfall ohne Aussage.
Die Evag bestätigt auf Anfrage, dass es einen Vorfall gab, bleibt danach aber mit Hinweis auf ein „schwebendes Verfahren“ stumm. Der Evag-Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Hausmann will nichts zum konkreten Ereignis sagen, äußert sich aber grundsätzlich. Dass ein Fahrer eine Tour unterbreche sei „ungewöhnlich. Aber wenn er seine Lenkzeiten überschreitet, darf er nicht weiterfahren. Sonst ist der Führerschein weg“, erklärt er.
Aggressionspotenzial und Gewaltbereitschaft der Fahrgäste hat zugenommen
Hausmann weiß, dass das Aggressionspotenzial und die Gewaltbereitschaft der Fahrgäste zugenommen haben. Es bleibe nicht bei Beschimpfungen. Es gebe längst auch immer wieder körperliche Übergriffe. Aus gutem Grund fährt beispielsweise in Nachtbussen Sicherheitspersonal mit.
Hausmann kann sich aber nicht vorstellen, dass sich seine Kollegen bewaffnen. „Bei uns gibt es Deeskalationstraining. Da machen wir aber keinen Kampfsport“, sagt er. „Vielleicht hat jetzt einer einfach mal die Faxen dicke gehabt“, sagt jemand, der auch in den Fall involviert ist. Der Fahrer selbst, bei dem die Zeugen die Selbstjustiz beobachtet haben wollen, streitet alle Vorwürfe ab. Er hat sich einen Anwalt genommen und will seine Unschuld mit Videoaufnahmen beweisen, die zum Zeitpunkt des Vorfalls im Bus aufgenommen wurden.