Essen. Während Großstädte wie Duisburg, Gelsenkirchen und Münster ihre Weihnachsmärkte von vornherein vorsichtshalber abbliesen, machte der Essener Weihnachtsmarkt trotzig weiter. Dennoch war am frühen Abend die Innenstadt so leer wie schon lange nicht mehr. Das Riesenrad wurde geschlossen.
„Xaver“ jagte vielen Menschen fürchterlich Angst ein, aber Essen stemmte sich mit aller Macht dagegen. Während Großstädte wie Duisburg, Gelsenkirchen und auch Münster ihren Budenzauber von vornherein vorsichtshalber abbliesen, machte der Essener Weihnachtsmarkt trotzig weiter. Belohnt werden sollte diese Standhaftigkeit jedoch nicht. „Xaver“ bescherte der City den wohl schlechtesten Einkaufstag im Shopping-Monat Dezember.
„So leer war der Weihnachtsmarkt den ganzen Monat nicht“, stöhnt Verkäuferin Karin Wolff an Stand Nummer 25. Normalerweise herrscht um 18.30 Uhr dichtes Gedränge in der Budenstadt auf dem Kennedy-Platz. Doch jetzt herrscht gähnende Leere.
Das Riesenrad auf dem Burgplatz haben sie um 11 Uhr an- und schon nach einer einzigen Fahrt wieder abgestellt. „Bei Windstärke 8 müssen wir den Betrieb einstellen“, sagt Vivien Wilhelm, die Juniorchefin. Das Risiko, dem der Fahrgast in einer schaukelnden Gondel ausgesetzt gewesen wäre, war einfach zu groß.
Manche Markthändler hielten Warnung vor Sturm "Xaver" für Panikmache
Die meisten Markthändler halten die Orkanwarnungen jedoch für Panikmache. „Welcher Sturm?“, fragt René Ritter empört. Und fügt hinzu: „Herbststürme sind im November und Dezember doch ganz normal.“
Normalerweise stehen sie abends beim „Armen Ritter“ in Zweierreihen an, um einen Glühwein zu bestellen. Jetzt gibt’s keine Wartezeit. Wer sich anstellt, ist sofort an der Reihe. „Vorsichtshalber haben wir die leichten Stehtische abgebaut, damit niemand zu Schaden kommt.“ Lange Gesichter auch bei „Onkel Hermann“, dem Imbisstand vor der Marktkirche. „Schade, die Leute haben sich einfach verrückt machen lassen von den ständigen Sturmwarnungen und sind Zuhause geblieben“, ärgert sich Verkäuferin Monika Neumann.
Gelassen verfolgen auch Feuerwehr und Ordnungsamt das Wettergeschehen. „Das ist heute nicht der Tag, um im Wald spazieren zu gehen“, heißt es in der Verwaltung. Feuerwehrsprecher Mike Filzen meldet am Nachmittag: „Sechs wetterbedingte Einsätze seit 15.15 Uhr sind kaum der Rede wert.“ Meistens sind es herumfliegende Äste, die die Feuerwehr auf den Plan rufen.
Baum fiel am Saarplatz in Essen auf zwei Autos
Dann kracht es doch noch. Um 16 Uhr entwurzelt „Xaver“ eine 15 Meter hohe Birke am Saarplatz in Bergerhausen. Der Baum stürzt auf zwei geparkte Pkw, in denen sich zum Glück keine Insassen befanden. An dem Polo entsteht offenbar Totalschaden.
In Steele haben sie sich den Verdruss, der sich unter den Händlern auf dem Weihnachtsmarkt breit macht, erspart. Der Budenzauber wird schon gegen Mittag beendet.
Als um kurz vor 19 Uhr ein Gewitter mit kräftigen Sturmböen, Hagel-und Graupelschauern über Essen niedergeht, ist die Innenstadt vollends leergefegt.