Essen. Es wird ungemütlich: Der Deutsche Wetterdienst rechnet für Essen mit Wind-Spitzen von bis zu 120 Stundenkilometern. Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen sagte: „Wer kann, sollte zu Hause bleiben.“ Der Weihnachtsmarkt steht unter besonderer Beobachtung und für alle Eventualitäten sind Notfallpläne ausgearbeitet.
Nein, zu einem ausgewachsenen „Kyrill“ wird „Xaver“ wohl nicht werden. Dennoch ziehen heute mit dem Tiefdruck-Nachwuchs aus dem Norden recht stürmische Zeiten auf, die keine guten sind für Weihnachtsmarkt, Lichterketten, City-Riesenrad und eine mehr oder weniger stille Einkehr am Glühweinstand.
Es wird verdammt ungemütlich: Für den Nachmittag rechnet der Deutsche Wetterdienst mit einem Wind, der mit bis zu 85 Stundenkilometer über die Stadt hinwegfegt. Windstärke 10 sei möglich, sagt Meteorologin Cornelia Urban. Schwere Sturmböen nennt man das beim Wetterdienst. Nach Ansicht von Urban wird der Sturm zwischen 18 und 22 Uhr am stärksten wüten – eben dann, wenn sich viele Menschen auf dem Heimweg befinden oder über den Weihnachtsmarkt spazieren wollen (zur aktuellen Warnung des Deutschen Wetterdienstes)
Meteorolgen und Feuerwehr raten zur Vorsicht
Nicht nur die Meteorologin, auch die Feuerwehr rät allen Essenern, besonders vorsichtig zu sein. „Wer kann, sollte zu Hause bleiben“, sagt deren Sprecher Mike Filzen. Mülltonnen sollten gesichert und Gartenmöbel weggeschlossen werden. Noch rechnet Filzen nicht damit, dass übermäßig viel Arbeit auf die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk zukommt. Die ersten Stürme im September und Oktober, „haben schon das von den Bäumen geholt, was lose war.“ Und Schlimmes angerichtet: Am 28. Oktober starben durch Sturm „Christian“ ein elfjähriges Mädchen und ein 39-Jähriger Autofahrer, dessen Wagen an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen von einem umstürzenden Baum regelrecht zermalmt wurde.
Trotz des drohenden Sturms wird der Weihnachtsmarkt zunächst wie geplant öffnen. Essen Marketing-Sprecherin Ina Will erklärt, dass Notfallpläne für alle Eventualitäten ausgearbeitet worden sind. Bei Windstärke 6 sind alle Schirme zu schließen und die Waren, die im Freien stehen, müssen in die Hütten gestellt werden. Bei Windstärke 8 werden die Bäume auf dem Weihnachtsmarkt verstärkt beobachtet und erst bei Windstärke 12 wird der Markt geräumt. Ab Windstärke 10 würde das Riesenrad am Burgplatz ruhen, zuvor würden einzelne Gondeln entfernt. Sowohl der große Tannenbaum am Willy-Brandt-Platz als auch die Lichtbild-Installationen stehen unter besonderer Kontrolle. Die Verankerungen wurden in den vergangenen Tagen nochmals geprüft. Nach Meinung eines Technikers ist der Weihnachtsbaum sogar standsicherer, als so manch einer seiner „wilden“ Verwandten im Stadtgebiet.
Ein erstes Opfer hat es bereits gegeben
Ein erstes Opfer hat „Xaver“ bereits vor seinem Eintreffen gefordert: Die heutige Vorstellung von „Roncalli’s Panem et Circenses am Jagdhaus Schellenberg“ ist vorsorglich abgesagt worden – es ist das zweite Mal in seiner 13-jährigen Geschichte, dass das Galadinner ausfallen muss. Das historische Spiegel-Zelt „Montevideo“ wird verbarrikadiert, damit es heute keinen Schaden nimmt. „Wir haben am Mittwochnachmittag noch einmal Rücksprache mit dem Deutschen Wetterdienst gehalten, und die Prognose fällt leider eindeutig aus“, erklärt Holger Röthig, Projektleiter aus dem Jagdhaus Schellenberg. Bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h gäbe es keine Probleme, die Veranstaltung im historischen Spiegelzelt „Montevideo“ stattfinden zu lassen. Doch mehr als 100 – „das kann kniffelig werden. Die Sicherheit unserer Gäste genießt natürlich absolute Priorität. Von daher mussten wir gar nicht überlegen, wie wir mit der Situation umgehen“, sagt Röthig. Und so hat die Crew vom Jagdhaus Schellenberg direkt nach der Absage-Entscheidung damit begonnen, die Personen zu kontaktieren, die Tickets für die morgige Show gebucht haben.
„Einen Teil der Gäste haben wir bereits erreicht, aber leider noch lange nicht alle“, so Holger Röthig. Darüber hinaus bietet das Jagdhaus Schellenberg die Möglichkeit einer Umbuchung an. Und wer keinen anderen Termin wahrnehmen kann oder möchte, „der erhält selbstverständlich sein Geld zurück“, verspricht Röthig. Beim bisher einzigen Veranstaltungs-Ausfall vor einigen Jahren – ebenfalls sturmbedingt – hatte es Holger Röthig übrigens deutlich leichter. „Damals hatte eine einzige Firma die komplette Show gebucht, so dass es deutlich einfacher war, die Gäste zu informieren“, erinnert sich der Projektleiter.