Essen-Süd. Einige Politiker im Essener Süden glauben nicht so recht, dass alle gefällten „Risikobäume“ in der Stadt auch wirklich ersetzt werden. Arne Thun von Grün und Gruga widerspricht ihnen allerdings vehement.

Die Verwaltung pflanzt für jeden gefällten Baum einen neuen Baum nach. Oder vielleicht doch nicht? In dieser Frage ist die Bezirksvertretung (BV) II seit langem mehr als skeptisch eingestellt. „Ein für allemal“ sollte dies in der vergangenen Sitzung geklärt werden – Grün und Gruga-„Baumflüsterer“ Arne Thun kam und war gut vorbereitet.

77 Bäume sollen voraussichtlich bis Ende Januar in Bergerhausen, Margarethenhöhe, Rellinghausen und Rüttenscheid fallen. Das ist nicht der größte Schnitt bei den Risikobäumen in Essen, trotzdem wird man es im Bezirk II merken. Das war schon Anfang 2013 der Fall. „Wir haben im vergangenen Jahr um die komplette Liste von Nachpflanzungen gebeten. Nichts ist gekommen. Ich gehe davon aus, dass ein wesentlicher Teil nicht erfolgt ist“, sprach Bezirksvertreter Helmut Dinter (FDP) einigen seiner Kollegen in der September-Sitzung der BV II aus der Seele. Die Grüne Irmgard Krusenbaum hatte zusätzlich eine kleine exemplarische und auf Rüttenscheid bezogene Fehlliste vorgelegt.

Das ließ Grün und Gruga nicht auf sich sitzen und schickte den „Baumbeauftragten“ Arne Thun in die Bezirksvertretung II. „Wir sind Dienstleister der Stadt, die Bäume sind Teil des städtischen Gesamtvermögens. Seien Sie sicher, dass jeder Baum an einer Straße nachgepflanzt wird“, wollte Thun überhaupt keine Zweifel mehr aufkommen lassen: „Mir liegt nichts daran, Bäume abzusägen.“ Der Anteil der gefällten Bäume liege zudem weit unter einem Prozent aller Bäume in Essen.

"Ich mache meinen Job"

Allerdings gibt es auch eine zweite Seite der Medaille. Die erkrankten oder zu alt gewordenen städtischen „Risikobäume“ auf Grundstücken sowie auf den Flächen von Schulen oder Kitas – alle außerhalb der Wälder – werden nicht 1:1 ersetzt. „Es wachsen ständig junge Bäume auch ohne unser Zutun heran“, erläuterte Thun. Grün und Gruga hat hier die städtische Gesamtbilanz im Blick. „Es wachsen in Essen mehr junge Bäume heran, als gefällt werden“, erklärte Grün und Gruga-Sprecher Eckhard Spengler auf Anfrage dieser Zeitung. Oftmals mache das Nachpflanzen an gleicher Stelle auch keinen Sinn, das junge Pflänzchen habe in der Gruppe der älteren Bäume keine richtige Chance zu überleben. Was jedoch beide Vertreter des ehemaligen Grünflächenamtes sachte andeuteten: Jeden gefällten Risikobaum auf städtischen Grundstücken oder denen von Grün und Gruga zu ersetzen, käme zu teuer.

Doch wie erklären sich die aufgeführten Fehlbäume der Grünen Krusenbaum? Punkt für Punkt arbeitete Thun die Liste ab: Oberstraße 94 kommt im Frühjahr, Herthastraße/Ecke Ursulastraße ebenso, Oberstraße 98 „Schattendruck“ von älteren Exemplaren und somit wenig Chancen für einen jungen Baum, und so weiter. Arne Thun: „Ich mache meinen Job, weil ich Bäume erhalten will.“