Essen. Viele arbeitslose Migranten in Essen suchen seit Jahren nach einem Job. Fast jeder Zweite, der beim Jobcenter gemeldet ist, hat einen Migrationshintergrund. Ein Kalender des Jobcenters soll jetzt mit Vorurteilen aufräumen.

Nevin Isildak ist froh, wieder eine Perspektive zu haben. Seit kurzem arbeitet die 43-jährige Türkin bei der Evag als Mobilitätsassistentin, betreut Kunden in Bus und Bahn. Auch wenn es nur ein öffentlich gefördertes Projekt und auf zwei Jahre angelegt ist, ist sie froh, wieder eine Aufgabe zu haben und nicht von Hartz IV leben zu müssen. „Vielleicht klappt es ja irgendwann auch mal mit einem richtigen Job“, hofft die allein erziehende Mutter.

Nevin Isildak sucht seit zehn Jahren Arbeit. Sie hat keinen Schulabschluss und keine Ausbildung. Sie weiß, dass sie es damit schwer auf dem Arbeitsmarkt hat. Aufgeben will sie aber nicht. Das hat sie mit den elf Essenern gemeinsam, deren Gesichter und Geschichten einen aktuellen Kalender füllen, den das Jobcenter herausgegeben hat und der eines bewirken soll: Diese Essener sollen Mutmacher sein – sowohl für ihre Landsleute wie auch für potenzielle Arbeitgeber.

Fast jeder zweite Arbeitslose in Essen hat einen Migrationshintergrund

Denn eines gilt in Essen wie anderswo auch: Menschen mit Migrationshintergrund haben es schwerer, einen Job zu finden. Viele sind deshalb schon länger als ein Jahr arbeitslos und leben von Hartz IV. Nach aktuellen Zahlen sind in Essen rund 29 000 Menschen beim Jobcenter arbeitslos gemeldet. Fast 30 Prozent sind Ausländer und insgesamt die Hälfte hat einen Migrationshintergrund.

Die Gründe, warum sich Migranten auf dem Arbeitsmarkt schwerer tun, sind vielschichtig. Nicht anerkannte oder fehlende Abschlüsse, wie bei Nevin Isildak, sind das eine. Vorurteile die andere Seite: „Arbeitgeber vermuten bei diesen Menschen am wenigsten Potenzial“, sagt Sozialdezernent Peter Renzel. Viele hätten nach langer Arbeitslosigkeit aber auch nur noch wenig Selbstbewusstsein.

Das A und O für eine erfolgreiche Vermittlung jedoch seien gute Sprachkenntnisse. Sie sind die Eintrittskarte in den Job. Doch bei vielen der Arbeitslosen mangelt es daran, auch wenn sie schon Jahre in Essen leben, meint Renzel.

Jobcenter investiert in Sprachförderung

Das Jobcenter will nächstes Jahr noch mehr für die Sprachförderung der Hartz-IV-Empfänger mit Migrationshintergrund tun. Das Problem sei, dass bei den meisten nach dem Integrationskurs eine Lücke entsteht und damit die gelernten Dinge schnell wieder in Vergessenheit geraten. Deshalb soll es für noch mehr Menschen als bisher möglichst schnell im Anschluss einen berufsbezogenen Sprachkurs geben, kündigte Jobcenter-Chef Dietmar Gutschmidt an.

Nevin Isildak macht sich natürlich Sorgen, ob sie sich in Zukunft nur immer wieder von Projekt zu Projekt hangelt und Vorurteilen ausgesetzt ist. „Deshalb finde ich es gut, dass man das öffentlich macht“.