Wer über 25 Jahre alt war, arbeitslos und ohne Berufsabschluss, fiel früher bei der Ausbildungsvermittlung der Arbeitsagentur schnell durchs Raster. Das soll sich angesichts des drohenden Fachkräftemangels nun ändern: Seit Anfang des Jahres widmet sich die Essener Arbeitsbehörde verstärkt den „Spätstartern“.

Junge Erwachsene zwischen 25 und 35 ohne Ausbildung sollen dazu bewegt werden, sich noch mal auf die Schulbank zu setzen und einen Berufsabschluss nachzuholen. „Erstens schützt eine Ausbildung vor Arbeitslosigkeit. Und zweitens brauchen wird diese jungen Menschen für die Fachkräftesicherung“, sagte Torsten Withake, Chef der Essener Arbeitsagentur.

Allein bei der Arbeitsagentur – ohne Hartz-IV-Bezieher – sind derzeit über 300 junge Erwachsene arbeitslos gemeldet, die keinen Berufsabschluss haben. 127 davon werden derzeit auf eine Berufsausbildung vorbereitet. Das können Trainings, Umschulungen oder Praktika sein. Spannend wird es jedoch, ob die jungen Leute am Ende eine Ausbildungsstelle in einem Unternehmen finden. Die Vorbehalte der Arbeitgeber gegenüber solch „alten“ Azubis sind oftmals groß. Deshalb hat sich die Arbeitsagentur nun die Wirtschaft mit ins Boot geholt. Sie schloss mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Essen am Montag unter anderem darüber eine Kooperationsvereinbarung (siehe Zweittext).

Was sperrig und theoretisch klingt, soll in der Praxis jedoch ganz gezielte Erfolge bringen. Unter anderem werden die IHK-Ausbildungsberater bei ihren Firmenbesuchen das Thema „Ausbildung von Spätstartern“ ansprechen und bewerben. Außerdem wird bei der IHK eine neue Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters im Bereich Aus- und Weiterbildung geschaffen, die sich unter anderem darum kümmern soll.

Aber nicht nur die Essener Arbeitgeber müssen von Spätstartern noch stärker überzeugt werden. Auch die jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss selbst. Der eine oder andere ist schulmüde, es fehlen Deutschkenntnisse oder es kommt bei jungen Frauen eine frühe Mutterschaft dazu. Das Spätstarterprogramm richtet sich aber nicht nur an Arbeitslose, sondern an alle jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss. Doch gerade für diejenigen, die sich mit einem bezahlten Job durchschlagen, ist die Ausbildung wieder ein finanzieller Rückschritt. Dennoch wollen IHK und Arbeitsagentur diese Gruppe überzeugen, dass sich eine Lehre am Ende auch finanziell lohnen kann.