Essen. Beim Treffen von 149 SPD-Delegierten in der Messe Essen ging’s um Mobilität, die eigene Historie, jede Menge Kandidaturen – nur um eins nicht: den Oberbürgermeister.
Mehr Mobilität für Alle, doch weniger Emissionen und Lärm für die Menschen im Essener Norden; mehr Bewusstsein für die Geschichte der eigenen Partei in Essen; eine deutliche Absage an die Bekenntnisgrundschulen und – von einer kurzen Kampfabstimmung im Bezirk Bergeborbeck/Bochold, bei der Michael Stelzer gegen Heidi Splitt klar das Rennen machte – ein komplett konfliktfreies Abnicken aller Kandidatenvorschläge für Rat und Bezirksvertretungen: Auf dem SPD-Parteitag am Samstag in der Messe Essen wurde die Einstimmigkeit zur Eintönigkeit.
Da war für Disharmonien zwischen den blauen Stuhlreihen keinerlei Platz, und feindliche Zischeleien verschluckte der schwere Vorhang hinter der Bühne eh mühelos. Wer womöglich darauf gehofft hatte, die Genossen würden sich noch einmal voller Bestürzung an der für sie angeblich so konsternierenden Inanspruchnahme der kompletten Amtszeit ihres eigenen Oberbürgermeisters reiben wollen, fand sich nach über drei Stunden Sitzungszeit enttäuscht im dicken Nebelgrau des Restsamstags wieder. Mancher von der SPD, die in der Vergangenheit nur wenig Scheu vor öffentlichen Schau-Scharmützeln zeigte, selbst wenn sie Opfer in den eigenen Reihen forderten, trollte sich fröstelnd: Das soll’s gewesen sein? War es tatsächlich.
Wirtschaftsminister nimmt Stellung zur Messe
Es war ein komplett „paßiver“ November-Parteitag, der dem amtierenden OB drinnen wie draußen rigoros die kalte Schulter zeigte. Totschweigen durch Nichtbeachten schien die durchgängige Devise der Delegierten zu sein, die allenfalls hinter vorgehaltener Hand noch einmal bekundeten, wie düpiert sie sich fanden, als ihr Obergenosse angeblich entgegen alle Erwartungen verkündete, mindestens bis 2015 im Amt bleiben zu wollen. Nur ein einziger nahm seinen Namen auf dem Parteitag in den Mund: Garrelt Duin.
Der Wirtschaftsminister des Landes zeigte als Gastredner wenig Berührungsängste, als er zur geplanten Messe-Runderneuerung Stellung bezog: „Ich habe mit Reinhard darüber gesprochen, dass wir uns als Land strukturell und personell einbringen werden. Das Land kümmert sich um dem Messestandort Essen.“
Keine Begrüßung für Paß
Ob sich Reinhard Paß zu diesem Zeitpunkt bereits im Saal befand und womöglich aufhorchte, als sein Name fiel, ist nicht überliefert. Irgendwann im Laufe des Nominierungstreffens wurde das Stadtoberhaupt gesichtet in einer der Delegiertenreihen, scheinbar in die Tischvorlage mit ihren 15 Anträgen den Kandidatenlisten und Nominierungen vertieft.
Es hatte keine Begrüßung durch den Partei-Vorsitzenden Dieter Hilser gegeben, als der Oberbürgermeister den Saal Deutschland betrat, und auch Sitzungsleiter Thomas Kutschaty, seines Zeichens Justizminister, ließ auf dem Podium keinen Zweifel aufkommen: Das Thema Reinhard Paß – es ist keins mehr für die Essener SPD.