Essen. Komödienspezialist Curth Flatow bittet zum „Kundendienst“ ins Rathaus-Theater in Essen. Und bald seufzt „Disco“-Ikone Ilja Richter: „Du kannst nicht immer 60 sein“. Ein Abend voller Geschichten, Lieder, Erinnerungen und zauberhafter Luftblasen.

Einen eher ungewöhnlichen Handlungsort hat Humorexperte Curth Flatow für seine Komödie gewählt: Das Boulevardstück „Kundendienst“ beginnt im Knast. Doch ebenso schnell wie sich das Gefängnis in Büro, Wohnräume, Hospital verwandelt, so schnell fliegen dem Publikum in diesem auf den Punkt komponierten Stück die Pointen um die Ohren.

Mit einem erzählerischen Kniff bringt Flatow seine Boulevardkomödie ins Rollen: Der Gefangene Gilbert erzählt seinem Wärter, warum er hinter Gittern gelandet ist. Und das nun wieder ist nun mal der Stoff, aus dem Boulevardkomödien gestrickt sind. Denn vor seinem – wie er es nennt – Kuraufenthalt, war er ein leidlich erfolgreicher Vertreter für Kosmetika. Und noch dazu liebender Gatte von Denise, einer Frau von Welt mit Hang zu einem etwas ausschweifenden Lebensstil.

Um seiner Frau eben diesen finanzieren zu können, nimmt sich Gilbert einen Vorschlag seines Vorgesetzten vielleicht einen Tick zu viel zu Herzen: Er fängt an, seine Kundenbetreuung – oder genauer gesagt, Kundinnenbetreuung, auf eher intime Weise auszudehnen.

Attraktive Einkäuferin, russische Geliebte und fröhliche Witwe wollen Gilbert heiraten

Hier nun kann die beliebte Mimin Claudia Wenzel aus dem Vollen schöpfen: Denn nicht nur der mondänen Denise verleiht sie Statur und Stimme, sondern spielt auch in schnellen Wechseln die übrigen Damen, die er bald mit weitaus mehr beglückt als Dinner beim Kerzenschein und rassigen Tänzen: Bald schon läuten die Hochzeitsglocken: Sowohl die attraktive Einkäuferin, als auch die russische Geliebte und fröhliche Witwe wollen den charmanten Gilbert vor den Altar zerren.

Programm-Ausblick im Rathaus-Theater

„Du kannst nicht immer 60 sein“, heißt es vom 24.-27. November im Rathaus-Theater. Ilja Richter, „Disco“-Legende, und Ulrich Michael Heissig, bekannt als Schwester der Knef, gestalten einen Abend voller Erinnerungen, Geschichten, Lieder.

Weihnachtszeit ist Dickens-Zeit. Die Geschichte vom geizigen Geschäftsmann Scrooge und seiner moralischen Wandlung geht zu Herzen. „A Christmas Carol“ steht vom 1.bis 4., 11. bis 14., 19. bis 22. und 25. bis 28. Dezember auf dem Programm.

Mit diesen flotten Rollenwechseln verleiht Regisseur Marcus Ganser seiner Inszenierung eine ganz eigene Komik. Auch Gisbert-Peter Terhorst brilliert in mehreren Rollen: Vom Gefängniswärter über den Chef bis hin zum Hausmädchen und einem Hündchen! Klar, dass Tausendsassa Terhorst sich zum heimlichen Publikumsliebling entwickelt.

Doch auch der Regisseur stellt seine Vielseitigkeit unter Beweis. Denn ursprünglich inszenierte Ganser mit flotter Hand sowie gutem Sinn für Pointen und Timing die männliche Hauptrolle für Heinz Rennhack. Nachdem dieser erkrankte, sprang Ganser selbst ein – und füllt seitdem Gilberts Charakter mit spitzbübischem Schmäh. Damit bleibt „Kundendienst“ die perfekte Kombination aus lockerer Unterhaltung und charmantem Ensemble.