Essen. Immobilienmakler erhalten ihr Geld künftig wohl vom Vermieter. Der Vorstoß aus der Koalitionsrunde in Berlin könnte am Ende manchen Wohnungs-Suchenden entlasten. Wir haben mit zwei Experten gesprochen. Die denken, dass die Änderung die bisherige Kundenzusammensetzung um 30 bis 40 Prozent verschieben werde.
Eine gute Nachricht für alle Mieter: Nach dem Willen von CDU und SPD sollen anfallende Maklergebühren künftig durch den Vermieter bezahlt werden. Ziel ist es, Mieter zu entlasten und die Kosten demjenigen in Rechnung zu stellen, der den Makler in Anspruch nimmt. Fürs Vermitteln der Wohnung, das Besichtigen vor Ort und das gesamte Abwickeln fallen in den meisten Fällen zwei Monatskaltmieten an. „Der Vorstoß ist jedoch nicht ganz neu“, meint Werner Weskamp, Geschäftsführer von Haus und Grund Essen. Landesbauminister Michael Groschek (SPD) habe die Idee vor etwas mehr als einem halben Jahr angekündigt.
Weskamp sagt, sein Verband stehe dem Thema ausdrücklich neutral gegenüber. „Von einigen Ausnahmen abgesehen haben wir bei uns einen sehr ausgeglichenen Wohnungsmarkt. Ich glaube daher kaum, dass es eine wesentliche Veränderung geben wird“, urteilt Weskamp. Seiner Meinung nach finden bereits jetzt viele Vermietungen direkt durch den Eigentümer statt, was durch Wohnungsbörsen im Internet begünstigt werde. Dieser Trend könnte nun verstärkt werden, weshalb Makler schlussendlich schauen müssten, ob es weiterhin so gut geht, wie es in der Vergangenheit der Fall war.
Großes Angebot bei kleineren Wohnungen
Insbesondere im Bereich der kleineren Wohnungen übersteigt das Angebot momentan die Nachfrage. In anderen Großstädten wie Düsseldorf, Köln, Hamburg oder München ist Wohnraum knapp – steigende Mieten werden immer mehr zum Problem, weshalb die Politik nun handeln will und eine Mietpreisbremse vorschlägt. Bereits in jüngster Zeit zeichnen sich Veränderungen am Immobilienmarkt ab, wie Makler Hans-Willi Frohn berichtet. „In den letzten zwei Jahren wurde immer deutlicher, dass Mietinteressenten keine Provision zahlen wollen. Häufig hat man dann die Gebühren zwischen Vermietern und Mietern geteilt“, erklärt Frohn.
Der Immobilienmakler spricht gar von 80 Prozent der Fälle in seinem Büro. Bei einer sehr guten Wohnung in entsprechender Lage sei es aber immer noch üblich, dass der Mieter die Provision bezahlt. „Andererseits tragen in weniger nachgefragten Gebieten die Vermieter bereits jetzt häufig die Maklercourtage. Die Leute sehen einfach, dass sie nichts davon haben, wenn die Wohnung drei oder vier Monate leer steht. Dann kann man auch lieber einen Makler engagieren.“ Genau diese Situation hat die Koalitionsgruppe nun festgezurrt. Zum Status quo kann man sagen: Je niedriger der Mietpreis, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Vermieter die Provision bezahlen. Schließlich ist es für Vermieter wichtig, auch einen tatsächlich zahlungsfähigen Bewohner zu finden.
Markt teilweise sehr unterschiedlich
Dass der Markt nicht überall gleich ist, das glaubt auch Wolfgang Tullius. Der Immobilienmakler sagt, er habe momentan vor allem mit drei verschiedenen Kundentypen zu tun: „Zum einen gibt es Eigentümer, die beauftragen mich eine Wohnung zu vermitteln und die zahlen dafür auch eine Gebühr. Dann gibt es seit einigen Jahren auch die Situation, dass sich Vermieter und Mieter die Kosten teilen und schließlich den bislang größten Posten, nämlich Mietinteressenten, die uns die volle Courtage überweisen“.
Bislang – denn, so Tullius weiter, „es gibt auch Kunden, die wollen, dass ich für sie eine Wohnung finde. Etwa Leute, die von weiter weg nach Essen ziehen und sich hier nicht auskennen oder schlicht keine Zeit für die Wohnungssuche haben.“ Der Makler glaubt, dass sich die bisherige Kundenzusammensetzung um 30 bis 40 Prozent verschieben werde. Die Aufträge würden künftig häufiger durch die Interessenten kommen, weshalb auch Makler umdenken müssten.
Der Vorschlag der Koalitionsgruppe werde seiner Meinung nach übrigens häufig nicht ganz korrekt wiedergegeben, was aber gerade für diese Gruppe von großer Bedeutung sei. Denn, sollte jemand eine Wohnung suchen und hierfür einen Makler einschalten, der ihm eine entsprechende Unterkunft vermittelt, dann geht die Rechnung auch in Zukunft an den Mietinteressenten. „Daran wird sich nichts ändern“, so Tullius. Im Klartext heißt das: Wer den Makler bestellt, der muss ihn auch bezahlen. Von welcher Seite das Geld kommt, dürfte den Immobilienmaklern relativ egal sein. Den Großteil ihres Einkommens bestreitet diese Berufsgruppe so oder so nicht mit Gebühren aus Mietobjekten, sondern mit Immobilienhandel.