Essen. . Die Allbau AG und die Essener Familien -und Krankenpflege arbeiten beim ehrgeizigen Stadtumbauprojekt am Niederfeldsee eng zusammen. Das Ziel: Ältere und pflegebedürftige Menschen sollen so lange wie möglich in der eigenen Wohnung bleiben können. Ein Potpourri an Ideen für gute Nachbarschaft

Der künstlich angelegte Niederfeldsee ruht still vor der Haustür und der grüne „Rheinische Bahn“-Radweg ist nicht weit. Das Uferviertel in schwierigem Altendorfer Umfeld zählt schon zu den gefragten Wohnadressen der Stadt. Eine Oase, in der die Allbau AG mit frischen Wohnideen zu neuen Ufern aufbrechen will.

Den trendig gestylten und anspruchsvoll ausgestatteten Baukörpern wollen die Verantwortlichen des städtischen Wohnungsunternehmens mehr mitgeben als Modernität und Komfort. Im Idealfall soll im Uferviertel dank pfiffiger Wohnformen eine vitale Nachbarschaft entstehen. Eine, die sich wohltuend abhebt von der abgerissenen Tristesse aus den schlichten 180 Unterkünften von Anno 1930.

„Die Musik spielt im Quartier“, sagt Allbau-Chef Dirk Miklikowski. Wie schon beim Grüne-Mitte-Projekt „Pier 78“ sollen auch fürs Uferviertel Mieter gefunden werden, „die zusammen passen“. Die sich im breiten Laubengang begegnen und in den beiden Gemeinschaftsräumen. Die zusammen Geburtstag feiern, Leseabende abhalten und Schachspielen. „Und die bereit wären, gemeinsam Wurfmüll einzusammeln“, fügt Prokurist Samuel Serifi hinzu. Nicht etwa, damit das Unternehmen Reinigungskosten spare, sondern andersrum: Um ein kräftiges Zeichen zu setzen: Seht, wir tragen Verantwortung und halten unser Uferviertel selbst sauber.

Wohnen mit Service: Vorbild „Hölderlin 2“

Die Allbau AG kooperiert schon seit fünf Jahren mit der Familien- und Krankenpflege Essen.

Pilotcharakter hat das gemeinsame „Hölderlin“-Projekt Holsterhausen, wo 180 Allbau-Mietparteien selbstbestimmt und in Versorgungssicherheit leben.

Hölderlin-Wohnungen (1 + 2-Raum) sind barrierefrei. Treppenhausreinigung, Winterdienst und beschwerliche Gänge werden Mietern abgenommen.

Paris lässt grüßen: In der Hölderlinstraße 2 nimmt ein Concierge Pakete an und wechselt die Glühbirne. Langzeit-Mieterin Neeltje de Bruin (70) sagt: „Ich fühle mich dort richtig wohl.“

In intakten Zechenkolonien mag die Nähe der Kumpel im Streb einst die wohlige Wärme übertage erzeugt haben. Die Allbau will nun Ähnliches erzeugen - allerdings mit sanfter Nachhilfe. Etwa durch eine Mieterauswahl in „Speed Dating“-Art: Dieser passt zu dem - und der nicht.

Eine feste Größe in dem anspruchsvollen Stadtumbau-Projekt in Altendorf/Bochold werden ältere Mieter sein. 17 der 62 Wohnungen sind jenen vorbehalten bleiben, die besonderer Pflege und Betreuung bedürfen. „Sie sollen so lange wie möglich in der eigenen Wohnung bleiben können“, unterstützt auch Sozialdezernent Peter Renzel die Allbau-Philosophie. „Wohnen mit Service“ und „Barrierefreies Wohnen“ dienen als Schlagworte. Türen und Flure sind breiter als sonst, Duschen haben keine Stolperkante und der Müllabstellplatz ist bequem erreichbar.

Ein weiterer Trumpf im Haus am See: Die Familien-und Krankenpflege (FuK) hat im Erdgeschoss eine 270 qm große Fläche für die Tagespflege angemietet. Von 9 bis 16 Uhr können bis zu zwölf Personen betreut werden. Zwischen den Mahlzeiten werde der Tag mit „aktivierenden und pflegerischen Aktivitäten“ strukturiert, sagt Dirk Brieskorn, der FuK-Geschäftsführer. Die Pflegedienst-Niederlassung, die alle Bewohner im Viertel anspricht, rundet das Angebot ab: von der Freizeitgestaltung über die ambulante Pflege bis zum hauswirtschaftlichen Dienst.