Essen. Gegen den Plan der Essener Sozialverwaltung, am Niederfeldsee eine Asylunterkunft zu eröffnen, wehrt sich ausgerechnet die städtische Wohnungsbaugesellschaft Allbau. 17 Millionen Euro hat diese in schmucke Wohnugen investiert. Einige der zukünftigen Mieter, warnt Allbau, wollen ihre Reservierungen zurückziehen, falls in der Nachbarschaft Flüchtlinge einziehen.

Pläne der Sozialverwaltung, die Markscheideschule in Essen-Altendorf neben zwei weiteren ehemaligen Schulgebäuden im Essener Norden kurzfristig zu einer Asylunterkunft umzubauen, stoßen beim Allbau auf erhebliche Vorbehalte. „Wir sind alles andere als begeistert von dieser Idee“, sagte Dirk Miklikowski im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Vorstand der städtisch beherrschten Wohnungsgesellschaft fürchtet, die geplante Unterbringung von Flüchtlingen nur einen Steinwurf vom Niederfeldsee mit den schmucken neuen Mietwohnungen entfernt, die der Allbau dort gebaut hat, könnte jene Aufbruchstimmung konterkarieren, um die sich die Stadt so sehr bemüht. „In Altendorf wächst gerade ein zartes Pflänzchen erfolgreicher Stadtentwicklung heran. Wir sorgen uns, dass diese Pflänzchen durch das öffentliche Empfinden plattgetreten werden könnte“, so Miklikowski.

Ausgerechnet Altendorf! 17 Millionen Euro hat allein der Allbau dort investiert. Die Stadt baut darauf, das private Hausbesitzer sich davon anstecken lassen. Wie groß die Vorbehalte nach Bekanntwerden der Pläne von Sozialdezernent Peter Renzel allerdings sind, musste Oberbürgermeister Reinhard Paß persönlich erfahren, als er am Montagabend in Altendorf „über neue Chancen am Immobilienmarkt“ informieren wollte. Hauseigentümer stellten Investitionen in Frage.

Auch interessant

.
Von Frank-Rainer Hesselmann

Auch Interessenten für die neuen Allbau-Wohnungen am Niederfeldsee haben sich laut Miklikowski bereits mit der Frage gemeldet: Stimmt das? Sollte die Stadt in unmittelbarer Nachbarschaft tatsächlich eine Asylunterkunft eröffnen, würden sie ihre Reservierung wieder zurückziehen.

Standort wird gesucht

„Bei aller Verständnis für die Nöte der Sozialverwaltung und der betroffenen Menschen, die um Asyl bitten - die Verwaltung sollte einen Standort finden, der geeigneter ist als dieser“, so der Allbau-Chef. Ein solcher wird längst gesucht.

Das Neubaugebiet am Niederfeldsee in Essen-Altendorf.
Das Neubaugebiet am Niederfeldsee in Essen-Altendorf. © www.blossey.eu | www.blossey.eu

Zwar hieß es am Dienstag auf Anfrage in Renzels Dezernat, die Verwaltung sehe derzeit keine Alternative zu den drei ausgeguckten ehemaligen Schulgebäuden. Notfalls, so Renzel in der Ratssitzung am vergangenen Freitag, müsste die Stadt Asylsuchende eben in Turnhallen unterbringen. Dass die Markscheideschule aber wieder aus der Liste der Asylstandorte gestrichen werden könnte, scheint jedoch mehr als nur ein Gedankenspiel. Im Sozialdezernent räumt man jedenfalls ein, dass es mit der zugesagten sozialen Balance, um die sich die Verwaltung bei der Verteilung der Standorte bemühen will, nicht weit her ist. Keiner der drei ausgeguckten liegt im Süden der Stadt.

Lesen Sie auch

.
Von Frank-Rainer Hesselmann