Essen. Naturkatastrophe auf den Philippinen schockiert die lokale Filipino-Gemeinde. Viele bangen um ihre Verwandten und wollen helfen.

Lorna Steoea ist verzweifelt: Wenn sich die gebürtige Philippinerin die Bilder der Verwüstung ihrer Heimat im TV anschaut, kann sie es noch immer nicht fassen: Der Taifun Haiyan hat dort gewütet, womöglich Freunde und Verwandte verletzt oder getötet. „Seit Freitag ist der Kontakt mit meiner Schwester auf Bohol abgerissen, ich kann sie einfach nicht mehr erreichen“, sagt die Bocholderin un­ter Tränen. Erst erschütterte ein starkes Erdbeben die In­sel, dann kam der Taifun. Mit ih­rem Bruder, er lebt in der Stadt Zambonga im wenig betroffenen Süden des Archipels, steht sie hingegen in Kontakt. „Er hält es dort nicht mehr aus und will nun aufbrechen, um nach unserer Familie zu suchen. Wenn es doch bloß allen gut geht“, hofft Steoea.

Die Sorge um Angehörige und um Freunde in der Heimat bewegt alle in in der Filipino-Gemeinde im Bistum Essen, die an der St. Kamillus-Kirche in Heidhausen angegliedert ist. „Sie sind bestürzt, betroffen und fühlen sich hilflos, da sie so weit weg sind“, sagt Kamillianer-Pater Dietmar Weber. Viele hätten den Kontakt zu ih­ren Lieben verloren. „Doch es ist ei­ne Menge Hilfsbereitschaft zu erkennen, die jetzt mobilisiert wird“, betont Pater Manny Tamayo, der ebenfalls Verwandte auf den Philippinen hat. Unweit der vom Taifun am schwersten betroffenen Region nahe der Stadt Tacloban betreiben die Kamillianer ein Krankenhaus, das nun Helfer, Medikamente, Nahrung und Trinkwasser auf den Weg bringe.

Türkollekten für die Opfer

Taifun trifft die Philippinen

1/50

Der lokale Filipino-Verein „Alaeh“, was so viel bedeutet wie „Abhilfe zur Linderung des Elends in der Heimat“, will darüber hinaus helfen – etwa durch Türkollekten. Organisator ist Oggie Maristela, Krankenpfleger im St. Josef Krankenhaus in Werden. „Ich hab’ zum Glück niemanden in meiner Familie, der vom Taifun betroffen ist“, erzählt Maristela. Dennoch setze er sich ein. „Die Stimmung in der Gemeinde ist auf einem Tiefpunkt.

WAZ-Spendenaktion 2013Wir haben sofort mit dem Sammeln angefangen – ich etwa bei den Chefärzten und Mitarbeitern der Stationen.“ Der Verein habe eine Partnerschaft mit „World Vision Philippines“, an die das Geld für die Hilfe vor Ort geht „Wir kennen die Leute und wissen, dass das Geld ankommt und nicht irgendwo versickert“, betont Maristela. Er reist von Dezember bis Januar darüber hinaus auf die Philippinen. „Wir sammeln noch Decken, alte Kleidung, Dosennahrung und Medikamente. Zehn große Kisten wollen wir in die Krisenregi­on senden, deren Inhalt ich vor Ort mitverteilen werde.“

Tiefe Betroffenheit in der Kirche

Zutiefst betroffen zeigt sich auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck: „Eine bislang unvorstellbare Naturkatastrophe hat in dem Land eine Spur des Schreckens, Todes und der Zerstörung hinterlassen. Wir sind erschüttert vom Tod so vieler.“ Das Leid und Elend der Überlebenden sei unermesslich. „Ihnen allen gilt unsere tiefe Anteilnahme und unser Mitgefühl“, sagt Overbeck, der zum Gebet und zur Hilfe für die Opfer der Naturkatastrophe aufruft.

„Ich bitte alle im Ruhrbistum: Spenden Sie jetzt! Helfen Sie, damit Menschen überleben können.“ Unterstützt wird er von Heinz-Peter Heidrich, Honorarkonsul der Republik der Philippinen und Chef der Bank im Bistum Essen: „Wir kooperieren seit langem mit Hilfsorganisationen vor Ort und loten gerade aus, wo die Hilfe am Nötigsten ist.“ Das ist wohl vor allem die Region um Tacloban.

Taifun richtet Verwüstung an

1/61

Von dort hat Lorna Steoea gestern eine halbwegs frohe Botschaft erhalten – von ihren Großeltern. „Sie leben, doch ihr Haus ist komplett zerstört. Sie sind doch schon so alt und haben nun gar nichts mehr“, so Steoea. Spenden können unter dem Stichwort „Philippinen“ aufs Konto der „Stiftung Kirche und Caritas“, Konto-Nummer 180 000 16 bei der Bank im Bistum Essen, Bankleitzahl: 360 60 295, eingezahlt werden.