Witten. . Ihre Familien sind nicht betroffen, zum Glück: Zwei gebürtige Philippinerinnen aus Witten berichten vom Schicksal ihrer Landsleute, die vom Taifun „Haiyan“ heimgesucht wurden.

Ihre Familie ist nicht betroffen, zum Glück. Dennoch kann Emy Democrita Schmitz die Tränen nur schwer zurückhalten, wenn sie im Fernsehen die Bilder aus ihrer Heimat, den Philippinen, sieht.

Die 73-jährige gelernte Hebamme kam vor 42 Jahren nach Deutschland. Damals wurden Fachkräfte im Gesundheitswesen gesucht, Emy Schmitz ergriff die Chance auf ein neues Leben in besseren finanziellen Verhältnissen. 1976 hat sie ihren Mann Wolfgang geheiratet, die beiden haben einen Sohn. Sie fühlt sich hier zuhause, sagt Emy Schmitz. Und doch ist sie in diesen Tagen in Gedanken ganz und gar auf den Philippinen: „Als ich von dem Taifun hörte, habe ich sofort meine Familie angerufen. Aber in meiner Region Nueva Vizcaya gab es nur starken Regen und Wind, es sind keine großen Schäden entstanden.“

Auch Emy Schmitz und ihr Mann haben bereits Naturkatastrophen auf den Philippinen miterlebt. „Wir waren im Herbst im Urlaub dort, da gab es auch einen Taifun“, erzählt sie. Das Wasser stand auf den Straßen, Bäume waren umgestürzt. „Wir mussten unsere geplante Weiterreise um ein paar Tage verschieben. Aber die Folgen dieses Taifuns sind nicht ansatzweise vergleichbar mit dem, was ,Haiyan’ an Schaden angerichtet hat“, ergänzt Emys Mann Wolfgang. Trotzdem entschied das Ehepaar nach dieser Erfahrung, künftig ihren regelmäßigen Urlaub auf den Philippinen in eine andere Jahreszeit zu verlegen.

Emy Schmitz erzählt von Freundinnen in Witten, deren Familien unter anderem in der betroffenen Region Leyte leben: „Die haben alles verloren. Der Taifun hat ihnen das Dach über dem Kopf weggerissen, jetzt haben sie gar nichts mehr.“

Man merkt ihr an, wie nahe ihr das Schicksal ihrer Landsleute geht. Das Schlimmste sei ihrer Meinung nach mit dem Taifun längst nicht überstanden. Hier ginge es nicht nur um den Sturm selbst, sagt sie. Denn aufgrund der Obdachlosigkeit und des Nahrungsmangels steige die Kriminalität in den betroffenen Regionen dramatisch an. „Es gibt viele Überfälle und Plünderungen. Diese Naturkatastrophen enden oft in einer menschlichen Tragödie, und das macht mich zusätzlich traurig“, sagt Emy Schmitz.

Auch ihre Nachbarin Marilou Lilienthal denkt viel an die Menschen in ihrer Heimat. Die 57-Jährige stammt aus Manila und lebt seit 1983 in Deutschland. Sie arbeitet als Altenpflegerin im Seniorenzentrum der AWO in Annen. Als gelernte Krankenschwester macht ihr vor allem die gesundheitliche Versorgung der Menschen in der Katastrophenregion Sorgen. „Die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal. Und die Hilfsorganisationen kommen nicht durch, da die Infrastruktur in den Krisengebieten fast vollständig zerstört ist“, klagt sie.

Marilou Lilienthal und Emy Schmitz sind sich einig: Es wird lange dauern, bis sich ihr Heimatland von den Folgen des Taifuns erholt hat.