Essen. . Konfetti, Pils und Glühwein auf dem Essener Burgplatz: Die „Fünfte Jahreszeit“ hat begonnen. Das künftige Prinzenpaar Hubert I. und Sabine II. werden nur einen Tag nach der Proklamation Karnevalsgeschichte schreiben.

Kinderprinzessin Carina I. haucht dem schlafenden Hoppeditz einen sanften Kuss auf die Wange. Der ruht noch auf einer gemütlichen Rettungstrage und regt sich kaum. Dann schreitet Prinzessin Katja I. zur öffentlichen Liebkosung – und siehe da: Markus Lehwald räkelt sich schon. Erst als ihn beide Tollitäten richtig feste bützen, da ist der in Gelb und Blau gewandete Hoppeditz zu neuem Leben erweckt.

Um genau 17.11 Uhr erfüllen „Essen Helau“-Rufe den Burgplatz, endlich ist es für die Karnevalisten soweit: Die „Fünfte Jahreszeit“ hat begonnen. Vor den 38 Vereinen und Gesellschaften steht eine lange Session. Sie steht unter dem Motto „Wat en Gedöns“ und wird erst am 3. März (Rosenmontag) ihren jecken Höhepunkt erleben.

Familiäre Zusammenkunft

„Hinter den Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf braucht sich Essen wirklich nicht zu verstecken“, ruft ihnen CDU-Ratsherr Klaus Peter Scholz vollmundig von der Bühne zu. Das klingt überaus charmant und ist wohl eher aufmunternd gemeint, trotzdem geht’s kilometerweit an der Wirklichkeit vorbei. Denn im karnevalsbesoffenen Köln lockt der Sessionsauftakt schon morgens um 11.11 Uhr gut 30.000 Feierbiester auf die Straße.

Hier auf dem Burgplatz, am Fuße des gütig dreinblickenden Kaisers, haben sich zum „Hoppeditz-Erwachen“ einige Hundert Jecken versammelt. Es ist eher eine familiäre Zusammenkunft mit Abgesandten aus fast allen 38 Gesellschaften. Ein gemütliches, farbenfrohes Schunkel-Treffen bei Konfetti, Pils und Glühwein. Eines, bei dem jeder jeden kennt. Die „Bösen Buben Borbeck“ sind dabei und die „Frohen Narren“ mit ihrer Tanzgarde, die „1. Große KG Klein-aff“ und die „Knüppelhusaren“, der Essener Karnevalsverein und die „Hahneköpp“, „Völl Freud Werden“ und die „Gemütlichkeit Rellinghausen“, die sich rühmt, Kanzleramtsminister Ronald Pofalla zum Ehrensenator zu haben.

„Narr in Lila“

Markus Lehwald, der Hoppeditz, geht in seiner Schmährede ausgesprochen schonend mit dem Essener Polit-Establishment um. Auf die Schippe nimmt er stattdessen das Qualmverbot („Wat en Gedöns mit dem Rauchen“) und den Abhörskandal. Den Limburger „Protzbischof“ nennt er einen „Narr in Lila“ – und gerät jäh aus dem Konzept, als die Domglocken plötzlich kräftig läuten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt . . .

Am Freitag endet die Amtszeit von Mark I. und Katja I. Dann übernehmen Hubert I. und Sabine II., die dann Karnevalsgeschichte schreiben werden: Denn am Tag nach der Proklamation wird aus dem Prinzen-Paar ein richtiges. Auf Schloss Borbeck geben sie sich das Ja-Wort: sie nicht in weißem Brautkleid, sondern wie der jecke Bräutigam in samtenem Ornat.