Essen. . Wenn Begriffe wie Prinzenpaar, Kokolores und Büttenreden für Sie nicht mehr als Fremdwörter sind, keine Angst - das ABC für Karnevals-Neulinge in Essen hilft. Mit kurzen Erklärungen und allerhand Fotos, Fotostrecken und Videos werden Sie hier vom Frischling zum Experten. In diesem Sinne: Helau!

Schunkeln und Bützen sind angeboren, sagt der Rheinländer, und Essen ist, das wissen wir alle, nicht unbedingt eine Karnevalshochburg. Sicher, rein formell beginnt das Rheinland in Steele-Horst, doch seien wir ehrlich: Das etwas schwerere Westfälische, das in Bochum schon offiziell beginnt, ist auch den Essenern nicht fremd.

Deshalb sieht man häufig dicke Fragezeichen, wenn es um die Feinheiten und Traditionen der fünften Jahreszeit geht, wenn Tusch und Tätää aus Menschen Narren machen, wenn die schiere Lust an der Freude immerhin einige Straßen und Säle unserer Stadt erobert.

Die Grundbegriffe des jecken Treibens

Von A bis Z haben wir deshalb die wichtigsten Grundbegriffe des jecken Treibens erläutert, das sich in den nächsten Wochen wohl noch stetig steigert, um am Rosenmontag zum Frohsinnshöhepunkt zu kommen und am Aschermittwoch in sich zusammenzubrechen. Das alles wird natürlich bei uns im Internet-Portal gespiegelt, was manch einen Bürger vielleicht verdrießen wird. Daher unser Rat: „Tut das jecke Treiben weh, schau ins Karnevals-ABC!“ Tusch, Klatschmarsch – und viel Spaß.

ABC für Karneval-Neulinge in Essen: A - F 

A wie Altweiberkarneval: Donnerstag vorm Rosenmontag und inoffizieller Festtag des deutschen Krawattenhandels. Dem Binder der Herren geht’s traditionell an den Kragen, wenn die Damen an diesem Tag zur Schere greifen. Damit soll, so heißt es in drögen Erläuterungen, symbolisch die Macht der Männer gekappt werden. Tatsächlich wird an Altweiber vor allem das ein oder andere Getränkt gekippt, was wiederum häufig zu recht umstrittenen (siehe auch unter Q) Treiben führt.

B wie Büttenrede: Unverzichtbarer Programmpunkt jeder Karnevalssitzung. Kann politisch sein oder eher privaten Themen gelten (siehe auch X), ist in der Regel aber stets recht deftig.

C wie Carne vale: Zu Deutsch: Fleisch leb wohl! Der Abschiedsgruß ans Wohlleben vor der Fastenzeit ist als Ursprung des Wörtchens Karneval einleuchtend, nicht belegbar, aber auch egal.

D wie Dat is’ Kokolores: Unbedingt merken: „Dat is Kokolores“ lautet das diesjährige Essener Karnevalsmotto. Der Slogan hat keinen tieferen Sinn, sondern steht schlichtweg für ein wenig Durcheinander und Chaos.

E wie Elf: Unbestritten die wichtigste Zahl des Karnevals. Jedes Jahr am 11.11. fällt um 11:11 Uhr der Startschuss für die fünfte Jahreszeit. In Essen erwacht dann der Hoppeditz am Burgplatz.

F wie Festkomitee Essener Karneval (FEK): Der FEK - gegründet 1934 - ist der Verein, dem die meisten Essener Karnevalsgesellschaften angehören. Durch den FEK wird jährlich unter anderem der Hoppeditz erweckt, der Rosenmontagszug organisiert und auch das Prinzenpaar gewählt.

ABC für Karneval-Neulinge in Essen: G - K 

G wie Garde: Preußens Glorie spiegelt sich in ihren Kostümen. Galten die Uniformen einst als Verspottung, beherrschen viele heutige Träger den Gleichschritt. Der alte Fritz wäre ganz närrisch.

H wie Helau: Der Karnevalsgruß, gerne in dreifacher Form ausgebracht Herkunft? Umstritten. Vielleicht in leicht angeschickerter Sprechweise für „Hellblau“ (im Gegensatz zu „ganz blau“).

I wie Insignien: Sobald ein Jeck zu Prinz, Senator oder einem anderen hohen Karnevalstier ernannt wird, erhält er standesgemäße Accessoires wie einen Orden. Manche haben die Brust voll.

J wie Jeck: Man kann Jeck sein oder jeck sein oder auch beides. Insofern typisch rheinisch in entschlossener Unentschlossenheit. Heißt eigentlich „verrückt“, aber im absolut positiven Sinne.

K wie Kamelle: Süßigkeitensieder würden von einer Karamelle reden, der Kamelle-Großhandel von Wurfmaterial. Gemeint ist Zahnarzts Liebling: das unter die Narren geworfene Bonbon.

ABC für Karneval-Neulinge in Essen: L - P 

L wie Lieder: Wer kennt sie nicht? Die Karnevalslieder, deren Texte man auch mit einem gewissen Promillepegel noch mitgrölen kann und die man drei Tage später immer noch im Kopf hat.

M wie Mariechen: Gern benutzt mit Vorsilbe „Tanz-“, wobei Akrobatik auch nicht falsch wäre. Uniformiert in den Spagat springen ist eine beliebte Übung, vom Nachmachen ist abzuraten.

N wie Narr: Bedarf eigentlich keiner näheren Beschreibung, oder? Schon im Mittelalter wurde ein Spaßmacher als Narr bezeichnet, der für Unterhaltung sorgen und zur Belustigung beitragen sollte.

O wie Orden: Unverzichtbares Requisit für närrische Würdenträger. Ordensüberreicherinnen dürfen gebützt werden (siehe Q, aber auch X), aber nicht lauter, als die Orden klimpern.

P wie Prinzenpaar: Die beiden regieren die Karnevalszeit. In diesem Jahr hat Essen ein sehr junges Prinzenpaar: Seine Tollität Prinz Marc I. (24 Jahre) und Prinzessin Assindia Katja I. (27 Jahre).

ABC für Karneval-Neulinge in Essen Q - U 

Q wie Querbeetbützen: Eine Spielart des Küssens, aber deutlich weniger reglementiert, oft aber vom jeweiligen Partner nicht unbedingt toleriert. Empfehlung: Es geht auch maskiert.

R wie Rosenmontag: Längster Tag im Jahr, kann bei entsprechendem Bier-, Sekt- oder Wein-Vorrat leicht über 48 Stunden gestreckt werden. Folgetag steht dann allerdings gern im Zeichen des Katers.

S wie Schunkeln: Bei den Nachbarn links und rechts einhaken, und los geht’s: Humba, humba, immer hin und her. Individualisten schunkeln im Gegentakt, werden aber nie wieder eingeladen.

T wie Tusch: Zum Mitschreiben: Tätää. gern auch mehrfach geblasen. Ist das Zeichen, dass auch der müdeste Büttenredner (siehe B) es zu einer Pointe gebracht hat. Bitte, bitte, lachen!

U wie Ulk: Ur-Anliegen der Karnevalisten auch außerhalb des Rheinlandes und wegen der Kürze des Wortes gern genommen in Kreuzworträtseln. Prinzengardekammeroffizier ist deutlich seltener.

ABC für Karneval-Neulinge in Essen: V - Z 

V wie Veilchendienstag: Der Tag nach Rosenmontag (siehe R) und damit auch Zeit für eine erste Karnevalsbilanz. Ob die mit einem Veilchen bestraft wird, hängt von den Umständen ab (siehe X).

W wie Wagenbauer: Die Arbeiterklasse des Karnevals. Sie nageln und löten schon, wenn die anderen Narren noch auf den Hoppeditz warten, also weit vorm 11. 11., 11 Uhr 11.

X wie Xanthippe: Ehefrau des Sokrates; Prototyp des zänkischen Eheweibs und Thema Nr.1 für Büttenredner (wenn die nach Hause kommen ...) sowie permanenter Narren-Horror (siehe Q).

Y wie YouTube: Schunkeln, Bützen, Tusch und Tätää und Sekunden später steht’s im Internet – herrlich. Kann jedermann in Singapur oder am Nordpol sehen. Aber auch zu Hause – gefährlich!

Z wie Zooch: Er (Zug auf Hochdeutsch) „kütt“ am Rosenmontag, und dann gibt’s kein Halten mehr. Kamelle und Kapellen, Mottowagen und Mariechen, und am Ende immer die Müllabfuhr. Gleich zwei Züge ziehen am Rosenmontag durch Essen: Um 13.11 Uhr startet der Zug in Rüttenscheid ab Gruga. Der 141. Kupferdreher Zug zieht ab 16.11 Uhr los. In diesem Jahr gibt es eine Neuerung. Die Narren ziehen nicht wie gewohnt durch die Straßen, sondern genau umgekehrt. Los geht es ab Hinsbeckerberg, über die Kupferdreher Straße Richtung Kupferdreh Mitte bis zum evangelischen Gemeindehaus Carl Funke Stiftung. Der Zug endet am evangelischen Gemeindehaus, Abzweig Deilbachbrücke.

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