Essen. . Christiane Schäfer bildet ihren Vierbeiner zum „Mantrailer“ aus - das sind Hunde, die einen vermissten Menschen nach dessen Individual-Geruch finden können. Die Essener Polizei sucht derzeit mit diesen Tieren auch nach dem seit Wochen vermissten Pierre Pahlke.

Ambi ist ein aufgeweckter und verspielter junger Hund. Was den Vierbeiner allerdings von vielen anderen Artgenossen unterscheidet: Die Hündin wird künftig nach vermissten Personen suchen, wenn sie erwachsen ist und die Prüfung zum Mantrailer absolviert haben wird. Derzeit sucht die Polizei mit bereits ausgebildeten Mantrailern nach dem seit Wochen vermissten Pierre Pahlke (21). Denn diese Hunde können mitunter die Spur eines Menschen auch noch nach Wochen wittern.

Ambi hat ihre Ausbildung bereits im Alter von acht Wochen mit ihrer Halterin Christiane Schäfer (46) bei der Rettungshundestaffel des Arbeiter-Samariter-Bundes begonnen.

Vier Menschen und vier Hunde

Dabei geht alles mit viel Spiel und Leckerchen los, spielerisch bleibt die Ausbildung auch, wenn der Hund einen Geruchsträger wie einen Pullover vor die Nase bekommt, erklärt Christiane Schäfer. Sie hat Ambi abwechselnd Leckerchen und Pulli hingehalten, die Kleidung später samt Fressen hingelegt, so dass die Hündin diese mit dem Leckerchen verbindet. Was sie sucht, ist der Individualgeruch des Menschen, der etwa Hautschuppen verliere, erklärt die Halterin. Ambi tut es, weil sie gern mit der Nase arbeitet und weil sie dafür belohnt wird.

Im Gegensatz zu den anderen Hunden der Staffel, die zum Beispiel Verschüttete unter Trümmern suchen, wird Ambi bei einer Suche immer genau die Witterung eines einzigen Menschen aufnehmen und ihre Hundeführerin zu ihm führen. Sie wird der einzige Mantrailer beim ASB sein, erklärt Arnd Schäfer, Leiter der Staffel und Ehemann von Ambis Hundeführerin. Zur Familie Schäfer gehören zudem Tochter Sabrina (20) und Sohn Max (17) sowie insgesamt vier Hunde: Alle acht gehören zur Staffel. „Am Anfang wollten die Kinder mit den Hunden arbeiten“, sagt ihr Vater. Er folgte und nun auch seine Frau.

Was Mantrailer-Hunde können

Beim Mantrailing verfolgt ein Hund die Duftspur eines Menschen. Der Hund kann dabei verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden. Mantrailer können nicht nur auf Spuren von Fußgängern eingesetzt werden. Selbst wenn Gesuchte mit einem Auto unterwegs sind, kann der Hund dies erschnüffeln.

Im Unterschied zu Fährten-Hunden können Mantrailer-Hunde auch auf bebauten Flächen und in Gebäuden eingesetzt werden. Ein Fährten-Hund verfolgt den Geruch einer sogenannten mechanischen Spur, die ein Mensch hinterlässt – etwa durch eine beschädigte Erdoberfläche oder auch zertretene Pflanzen.

"Wir müssen noch bekannter werden"

Christiane Schäfer arbeitet als Arzthelferin in der Uniklinik und investiert nun viel Zeit ins neue Ehrenamt: „Das mache ich auch, weil Ambi so auf mich fixiert ist.“ Wenn es später einmal um Menschenleben gehen wird, wird sie ihren Hund lesen müssen. Sie muss dann erkennen müssen, wenn Ambi eine Spur etwa an einer Kreuzung oder in einem Kreisverkehr verliert.

Die Suche in der Stadt und im Straßenverkehr ist die nächste Schwierigkeitsstufe in der Ausbildung. Zunächst sucht die Hündin vor allem im Wald. Ihre Halterin muss Schlüsselbund oder Handschuhe der „vermissten Person“ in eine Tüte stecken, in die Ambi dann tief mit ihrer Nase eintaucht. Auf das Kommando „Such!“ läuft sie los: „Konzentriert, motiviert und erfolgreich“, sagt Arnd Schäfer.

Der Tischlermeister baut als Leiter die Hundestaffel nun seit knapp zwei Jahren auf und weiß auch: „Wir müssen noch bekannter werden, damit uns öfter zum Beispiel die Polizei ruft, wenn etwa ein dementer Senior verschwindet.“ Natürlich kostet das die Ehrenamtlichen große Teile ihrer Freizeit, und zwar vor allem nachts: „Aber dafür machen wir das ja.“