Essen. WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz lud den Essener Leserbeirat zum Gespräch, um zu hören, wie die Leser die Umgestaltung von Lokal- und Hauptteil beurteilen. Manche Änderung, die anfangs als Ärgernis empfunden wurde, wird inzwischen wohlwollend gesehen.
Es ist eine bunt gemischte Expertenrunde, die regelmäßig zusammenkommt und mit der Essener Lokalredaktion über die WAZ diskutiert: Im zehnköpfigen Leserbeirat sitzen Essener aus den verschiedenen Ecken der Stadt, die eint, dass sie unsere Zeitung so treu wie sorgfältig lesen. Und so interessierte sich auch WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz für die Anregungen des Essener Leserbeirats, den er am Mittwoch zum Gespräch einlud.
„Wir haben den Umbau der Lokalausgaben in den vergangenen zwei Jahren mit einer großen Leserforschung begleitet. Heute Abend machen wir eine Art kleine Leserforschung. Jede Kritik, alle Fragen sind erlaubt“, sagt Reitz zur Begrüßung. So ermuntert, fragt Ute Müller, ob die Berichterstattung über das eigene Haus nicht gelegentlich zu positiv ausfalle: Über den Kauf der Springer-Zeitungen etwa habe die WAZ „geradezu euphorisch“ berichtet, „während Sie über andere Unternehmen viel kritischer schreiben“.
Springer-Deal eröffne Verlagshaus einmalige Perspektiven
Reitz räumt das unumwunden ein: Keine Zeitung werde sich in Nestbeschmutzung üben. Außerdem eröffne der Springer-Deal dem Verlagshaus ja einmalige Perspektiven: „Wenn das Kartellamt den Kauf abnickt, haben wir elf Zeitungen – damit kann man viel tun!“ Er könne sich vorstellen, einen Titel als handliches Halbformat rauszubringen: „Damit wirkt die Zeitung gleich 15 Jahre jünger.“ Und wäre in Bus und Bahn leichter zu lesen, stimmt der Leserbeirat zu.
Dass manche Änderung der Zeitung zunächst als Ärgernis empfunden wird, wirft Norbert Schlegel ein. Die Titelseite mit den Fotos, die sich an das WAZ-Logo schmiegen – das habe er vor einem Jahr noch als störend empfunden. Inzwischen habe er sich daran genauso gewöhnt wie an die Umstellung von sieben auf sechs Spalten. „Vermutlich hat es geholfen, dass das Layout Schritt für Schritt und nicht auf einen Schlag verändert wurde“, glaubt Ekkehard Boß.
Beirat liest gern klar formulierte Kommentare
Er gehört übrigens zu jenen Lesern, die ihre WAZ vor allem in der elektronischen Version lesen. Darüber tauschte er sich mit Philipp Wahl aus, der als Neuzugang die Online-Präsenz der Essener Redaktion und ihrer Artikel vorantreibt. Susan Thamm und Katrin Hartmann outen sich da als „konservative Leserinnen, die Papier in der Hand halten wollen“. Wie die Online-Leserschaft über Aufreger-Themen wie die Messe abstimme, läsen sie aber schon mit Interesse.
Am Ende bleibt ein differenziertes Meinungsbild – und ein einstimmiges Votum: Alle Mitglieder des Leserbeirats lesen gern klar formulierte Kommentare. Wie sagt Ute Müller: „Selbst wenn ich ganz anderer Meinung bin, so pusht das morgens doch meinen Blutdruck!“
Die Nacht ist zum Drucken da