Frau Raskob, eine Ihrer Aufgaben ist das Management von Konflikten rund um Umwelt- und Landschaftsschutz. In Schönebeck wollen Sie sogar einen Buchenwald einzäunen, um Menschen draußen zu halten. Kann das ein richtiger Weg sein?
Meine Leute sagen, ja, wir brauchen diesen Zaun, weil uns die Dirtbiker den Wald kaputt machen und wir uns anders nicht zu helfen wissen. Wir können da schließlich nicht Streife gehen.
Die Stadt versuchte sich hinter einem OLG-Urteil zu verschanzen, in dem es nur um Haftungsfragen ging. Das ging schief, weil der Bundesgerichtshof es korrigierte.
Das Urteil des Bundesgerichtshofes betrifft das Buchenwäldchen nur sehr bedingt. Von Anfang an sollte der Zaun nicht nur die wirtschaftlichste Form der Verkehrssicherheit darstellen, sondern das Buchenwäldchen vor Übernutzung schützen und damit im Bestand erhalten.
Sind wir nicht generell etwas zu ängstlich, wenn es um Wald und Bäume und die Verkehrssicherheit geht? Wer nach draußen geht, muss damit rechnen, dass die Natur ein gewisses Eigenleben führt.
Im Wald muss man mit Risiken sicherlich leben. Aber in Essen drehte sich die Diskussion vor allem um Bäume an Straßen und Schulhöfen. Und da sind wir als Stadt einfach in der Pflicht, die Sicherheit so weit wie möglich zu garantieren. Es war beispielsweise richtig, die Hybrid-Pappeln wegzunehmen, das haben die Untersuchungen der Stämme ergeben. Für die Verkehrssicherung der Platanen, also um zwei, drei Mal pro Jahr mit dem Hubsteiger nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist, haben wir 1,9 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich bekommen.
Unter Kostengesichtspunkten erscheint das in einer armen Stadt durchaus übertrieben.
Die Alternative wäre die Säge, und da möchte ich mal sehen, was dann los wäre in der Stadt. Wir haben als Stadt nun mal 180 000 Bäume außerhalb der Wälder in der Verkehrssicherungspflicht, bis zu 90 000 stehen an Straßen, und davon sind 30 Prozent Platanen, etwa an der Ruhrallee oder Barkhovenallee. Die krankheitsanfälligen Platanen sind eine Folge der Nachkriegszeit, damals sollte es schnell gehen mit dem Wachstum. Jetzt sind diese Bäume ins Alter gekommen.
Haben wir vielleicht generell zu viele Bäume in der Stadt? Viele verdecken doch durchaus Sehenswertes.
Das sehen wir auch durchaus differenziert. Beispiel Edmund-Körner Platz: Zwischen Alter Synagoge und Altkatholischer Kirche haben wir erst den Jahrhundertbrunnen saniert und dann drei der vier großen, alten Bäume weggenommen. Es gab zwar Riesentheater, aber das Ergebnis finde ich richtig. Wir haben allerdings auch neue, kleinere gepflanzt, denn nur Wegnehmen kann es ja auch nicht sein. Auch am Burgplatz haben wir die Blickbeziehungen Richtung Dom und Baedekerhaus verbessert, indem wir Bäume gefällt haben.