Essen. Die WAZ Lokalredaktion Essen freut sich über ihren neuen Leserbeirat. Er wird die Arbeit der Redakteure zwei Jahre lang begleiten.

Die WAZ ohne die Leserbeiräte der Lokalredaktion - das ist schlechterdings nicht mehr vorstellbar. Immer wieder haben wir in den vergangenen vier Jahren die Hinweise und Einschätzungen, das Lob und auch die Kritik für unsere tägliche Arbeit zu schätzen gelernt.

Jetzt hatte die WAZ-Redaktion zu einem ersten Treffen den neuen, nunmehr dritten Leserbeirat zu Gast, der uns die nächsten zwei Jahre begleiten wird. Zehn Essener, die ihre Zeitung mögen, für die ein guter Morgen ohne ihre WAZ keiner ist, die aber auch hin und wieder finden, dass wir falsch liegen. Zehn kritisch-wohlwollende Leser, die Lust haben, uns auf dem Weg der ständigen Veränderung und Verbesserung zu begleiten. Wir sagen: Herzlich willkommen!

Aus fast 100 Bewerbungen haben wir versucht, einen repräsentativen Querschnitt zusammenzustellen: Frauen und Männer, Junge und Ältere, und die Wohnorte sollten im Stadtgebiet möglichst breit verteilt sein. Wir glauben, dass das gelungen ist, obwohl uns die Auswahl sehr schwer fiel. Allen, die sich beworben haben und die nicht zum Zuge kamen, sagen wir an dieser Stelle herzlichen Dank.

Lebhafte Diskussionen über Themen

Schnell wurde uns klar: Auch dieser Leserbeirat besteht wieder keineswegs aus Ja-Sagern. „Wegen meiner kritischen Bewerbung habe ich mich gewundert, dass Sie mich ausgewählt haben“, meinte Arne Thun. Nun, das war eigentlich sogar ein Grund. Wir wollen schließlich auch lernen, was wir aus Sicht des Beirats besser machen können. Natürlich freuten wir uns andererseits, als uns bestätigt wurde, dass wir eine lesenswerte Zeitung machen, die das Leben in der Stadt gut abbildet und nachvollziehbar bewertet.

Eine lebhafte Diskussion entzündete sich an Arne Thuns These, die WAZ schiele seit einiger Zeit mitunter zu sehr auf die Sensation. Auch Ute Müller wünscht sich manchmal „mehr Sachlichkeit“. Mehr Zurückhaltung hätte Susan Thamm etwa in der Debatte über die Umbenennung der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße erwartet, da habe die WAZ überzogen. Jörg Mirbach und Manfred Stieldorf zeigten sich dagegen als Anhänger klarer Worte und halten auch die Zuspitzung von Themen für richtig.

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Ginge es nach Stieldorf, könnte das Thema „Umgang mit Demenzkranken“ gar nicht genug überspitzt werden. Am liebsten wäre ihm ein Wallraff-artiger Undercover-Einsatz von WAZ-Journalisten in einem Pflegeheim: „Das Personal dort ist völlig überlastet, die Bewohner werden im Stich gelassen und unzureichend versorgt. Die alten Menschen leiden, ohne sich dagegen wehren zu können, wie man mit ihnen umgeht.“ Monika Röger bestätigt: Ihrer Mutter erging es im ersten Pflegeheim so schlecht, dass sie in eine andere Einrichtung umzog.

Beiräte fordern Gleichbehandlung von Stadtteilen

Wie sie selbst im Alter leben wollen, wie alternative Wohnformen aussehen können, darüber denken Monika Röger, Arne Thun, Norbert Schlegel und Ute Müller schon nach. Die Lehrerin hat aus der WAZ vom Allbau-Service für alternative Wohnprojekte gehört und sich dort schon einmal informiert – über das Thema würde sie gern mehr lesen. Susan Thamm hat noch ein anderes Anliegen: „Ich wünsche mir oft etwas weniger Probleme und etwas mehr Positives in der Zeitung.“

Als Jüngste in der Runde und Mutter kleiner Kinder setzt Katrin Hartmann naturgemäß andere Akzente: Sie interessieren Themen rund ums Kind, wobei sie gern mal einen anderen Ansatz beim Thema Kinderbetreuung sähe. Sie halte selbst wenig vom möglichst frühzeitigen Kita-Besuch der Kinder und finde, die Debatte werde zu sehr auf die Frage, wie schnell der Kita-Ausbau vorangehe, verengt.

Die Beiräte fanden zudem, dass einige Stadtteile im Lokalteil überrepräsentiert sind, stärker im Fokus stehen, während es Nachrichten aus anderen Vierteln schwerer hätten. In Gerschede etwa habe es auch Straßenumbenennungen gegeben, „da hat sich keiner für interessiert“, sagt Ute Müller. Mehr Präsenz im Stadtteil fordert auch Ekkehard Boß – und erzählt vom Hörsterfeld, „das einerseits eine Idylle ist und andererseits werfen manche die Wodkaflaschen aus dem Fenster. Darüber müssen Sie mal berichten.“