Essen. Das in Essen getötete Mädchen hat offenbar bereits einige Tage tot im Bett gelegen. Die Stiefmutter gilt weiter als dringend tatverdächtig und kam wegen ihrer schizophrenen Erkrankung in eine forensische Klinik. Ihr Ehemann hat inzwischen bei der Polizei ausgesagt.
Das getötete Mädchen aus Bergeborbeck soll bereits mehrere Tage tot gewesen sein, als die Feuerwehr es in der vergangenen Woche fand. Sinatou (4), wie das Kind aus Togo hieß, hatte schwere Kopf- und Hirnverletzungen. Nach den derzeitigen Erkenntnissen der Rechtsmediziner weist das Kind auch ältere Verletzungen auf. Es sollen aber keine sein, die auf eine jahrelange Misshandlung hindeuteten, sagt Michael Weskamp, Chef des Kriminalkommissariats 11. Wie alt die Verletzungen sind, muss die Rechtsmedizin noch klären.
Die Stiefmutter, die dringend tatverdächtig ist, leidet offenbar an einer schizophrenen Erkrankung mit Wahnvorstellungen. Sie könnte zur Tatzeit unter Drogen, Alkohol oder Medikamenten gestanden haben. Ein Vortest zumindest fiel positiv aus, sagt Staatsanwältin Elke Hinterberg. Die 56-Jährige wurde inzwischen dem Haftrichter vorgeführt und ist nun in einer forensischen Klinik untergebracht. Psychiater müssen nun ihre Schuldfähigkeit klären.
Durch Heirat die deutsche Staatsangehörigkeit
Ihr Ehemann ist aus Togo zurückgekehrt. Nach seinen Angaben bei der Polizei, soll er der leibliche Vater des Kindes sein, das er mit einer anderen Frau in Afrika gezeugt habe. Gegen den Willen der leiblichen Mutter, die der Polizei namentlich bekannt ist, soll er Sinatou vor zwei Jahren mit nach Deutschland genommen haben. Trotzdem sei alles rechtmäßig in der Botschaft geregelt worden, sagt Weskamp. Der Vater hat durch seine Heirat die deutsche Staatsangehörigkeit, die auch seine Tochter erhielt.
Wie es jetzt zum Tod des Kindes kam, sagt Staatsanwältin Elke Hinterberg, könne sich die Stiefmutter nicht erklären. Sie soll zwar nicht geständig sein, aber von Kämpfen in der Wohnung berichtet haben. Schläge und Tritte räumt sie ein und auch, „Gegenstände“ benutzt zu haben, sagt Michael Weskamp. Doch tödliche Schläge gibt sie nicht zu. Die Ermittler haben nun Gegenstände in der Wohnung eingesammelt, die dafür infrage kämen.
Medikamente nicht regelmäßig eingenommen
Fest steht, dass die Stiefmutter wegen ihrer schizophrenen Erkrankung in dauerhafter psychologischer Behandlung gewesen ist, ihre Medikamente nach eigener Aussage aber nicht immer wie verordnet eingenommen habe. Die 56-Jährige soll sich wegen ihrer Wahnvorstellungen angegriffen gefühlt haben, ihr Ziel sei es gewesen, das Kind zu beschützen, sagt Elke Hinterberg.
Ein Kind hat sich die 56-Jährige bereits sehr lange gewünscht. Hinzu kommt, dass Afrika für sie ein Phänomen gewesen sei, so ließe sich auch die Fixierung auf ein afrikanisches Kind erklären.
Als fröhliches Kind beschrieben
Ihre Beziehung zu ihrem Ehemann aus Togo begann vor 13 Jahren. Er wurde abgeschoben, sie reiste nach, sie heirateten vor neun Jahren und er durfte bleiben. Weil er aber in Togo als Familienoberhaupt gilt, verbrachte er immer etwa einen Monat im Jahr in seiner Heimat, zeugte dort das Mädchen – über das die Stiefmutter sehr glücklich gewesen sein soll. Auch Erzieher und Ärzte hätten es im Gegensatz zu einigen Nachbarn als fröhliches Kind beschrieben.
Außerhalb der Wohnung hat es offenbar keine erkennbaren Zeichen gegeben, die diese Tragödie hätten andeuten können. Auch das Jugendamt kannte die Familie nicht. Die Ehepartner haben jetzt bei ihren Vernehmungen von einer Liebesbeziehung gesprochen. In dieser sei die Idee, ein Kind aus Afrika aufzunehmen, wiederholt Thema gewesen.
Ein Vaterschaftstest soll nun klären, ob es sich bei dem Ehemann tatsächlich um den leiblichen Vater der kleinen Sinatou handelt.