Essen-Frintrop.. Am kommenden Montag ziehen die ersten Flüchtlinge in die Walter-Pleitgen-Schule in Essen-Frintrop ein. Die Sicherheitskräfte sind schon da. Und die Anwohner in Frintrop treibt die Sorge um. „Wir haben bei uns im Haus Bewegungsmelder installiert. Für die Türen haben wir noch was bestellt“, sagt eine Rentnerin.
Die vielen gelben und braunen Blätter vor ihrer Haustür, im Garten und auf dem Bürgersteig an der Frintroper Straße machen Ilse Ophey mächtig zu schaffen. „Ich müsste hier drei Mal am Tag fegen, um richtig Ordnung zu haben“, sagt die 77-Jährige. Der Herbst ist da. Und die Angst.
Die Frintroperin wohnt nur wenige Meter vom Eingang der Walter-Pleitgen-Schule entfernt. Die war in all den Jahrzehnten, die Ilse Ophey und ihr Mann dort leben, immer eine Schule. „Achtung, Kinder“, warnt derzeit auch noch ein rot umrandetes Verkehrsschild. „Die kleinen Figuren müssen bald ausgetauscht werden“, sagt ein Anwohner und lächelt gehässig.
Am Montag wird die Schule zur Unterkunft für Flüchtlinge, 40 Menschen werden dann „Im Neerfeld 6“ einziehen. Derzeit wird noch laut umgebaut. Drei Sanitärcontainer stehen auf dem Schulhof. Dort tun zudem Sicherheitsmitarbeiter ihren Dienst. Nachdem innerhalb von einer Woche zwei Mal auf das Gebäude geschossen wurde, hat auch die Polizei ihre Präsenz erhöht. Streifenwagen fahren verstärkt durch die Straße an der Schule. Am Mittwoch parkten Zivilbeamte ihren dunklen BMW auf dem Bürgersteig und inspizierten das umgewidmete Gebäude.
Die Anwohner haben mit ihrem Ärger die Bäume in der Straße dekoriert. Ihre Zielscheibe: Die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Reinhard Paß. „Wir haben ja nur durch Zufall erfahren, was mit der Schule passiert. Dann wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich habe so einen Hals“, schimpft Liane Vogt. Die 77-Jährige wohnt ebenfalls an der Frintroper Straße – in Rufweite von Ilse Ophey und der Walter-Pleitgen-Schule. „Wir haben bei uns im Haus Bewegungsmelder installiert. Für die Türen haben wir noch was bestellt“, sagt die Rentnerin. Auch an einen Hund hat sie gedacht. Nachbarn in der Straße gehen zwei Schritte weiter: „Ein Haus steht hier schon zum Verkauf.“ Nur hält sich die Nachfrage ob der bekannten Entwicklung in Grenzen.
„Man hört und liest halt so viel“
„Wir haben uns hier immer wohlgefühlt“, sagt Ilse Ophey und greift sich einen Haufen Blätter. „Früher , früher war das hier eine ruhige Ecke“. Und die vielen kleinen Schulkinder? „An die hatten wir uns doch gewöhnt. Die haben sogar mit mir Laub eingesammelt.“ Von den Flüchtlingen erwartet sie keine Unterstützung bei der herbstlichen Gartenarbeit. „Wir haben ja nichts gegen die Menschen. Für sie ist es auch nicht leicht: So viele in einem Klassenraum. Dazu die paar Duschen“, sagt Ilse Ophey und blickt dann sehr besorgt: „Man hört und liest halt so viel.“ Einmal in der Woche spaziert sie zum unterhaltsamen Treff mit Freunden weiter unten im Stadtteil. „Das ist abends. Ob ich da weiter hingehe?“
Eine Anwohnerin oberhalb der Schule sieht die Situation ganz pragmatisch. Sie kommt aus Polen, war anfangs selbst Gast in Deutschland und „mein Schlafzimmer geht ja nach hinten raus. Da bekomme ich keinen Lärm mit“, sagt sie und lächelt. „Lassen wir uns überraschen.“ Dann kommen ihr TV-Bilder in den Sinn. „Wenn bei meinem Auto aber mal die Räder geklaut sind, schaue ich nach einer neuen Wohnung.“