Essen/Mülheim. . Seit Juli registrierte die Polizei in Essen und Mülheim 28 Fälle, in denen „südländisch oder südosteuropäisch wirkende Männer und Frauen“ älteren Menschen mit der immerselben Masche Goldschmuck stehlen wollten beziehungsweise konnten. Einige Täter könnten aus Duisburg, Dortmund und Wesel kommen.
Seit Juli hat die Polizei in Essen und Mülheim mindestens 28 Fälle registriert, in denen Trickdiebe versuchten, mit dem „Goldketten-Trick“ Beute zu machen. In Essen wurden den Ermittlern vor allem im Norden der Stadt Betrugsfälle und -versuche gemeldet. Die Täter, die ihren Opfern auch vor Altenheimen auflauern, waren laut Polizei „ausnahmslos südländisch oder südosteuropäisch wirkende Männer und Frauen“.
Ihre Masche: Sie sprechen vor allem Senioren – das Alter der 28 Opfer lag zwischen 49 und 89 Jahren, die meisten waren älter als 70 – aus Autos heraus an und fragen nach dem Weg. Wenn die Gefragten Auskunft gaben, stiegen die Betrüger aus, um ihnen zum Schein aus Dankbarkeit Goldketten oder Ringe zu schenken. Dabei nahmen sie durch Umarmungen und Handküsse engen Körperkontakt zu ihren Opfern auf und hängten ihnen billigen Modeschmuck um. Dabei stahlen sie echte Goldketten, -ringe und -armbänder der Passanten. Viele Opfer bemerkten die Taten erst zuhause.
Autos aus Duisburg, Dortmund und Wesel
In den Fällen, in denen die Betroffenen bereits während der Tat merkten, dass sie bestohlen wurden und sich wehrten oder um Hilfe schreien konnten, flüchteten die Täter. Trotz der Gegenwehr waren die Diebe in einigen Fällen erfolgreich.
Am Steuer der Tatfahrzeuge saßen immer Männer, aktiv wurden außerhalb der Wagen fast nur Frauen. Die vagen Personen- und Fahrzeugbeschreibungen deuten auf Täter aus ganz NRW und den benachbarten Niederlanden hin. Die Zeugen beschrieben keine Fahrzeuge aus Essen oder Mülheim, sondern jeweils zwei mit Dortmunder beziehungsweise Euskirchener Kennzeichen sowie Autos aus Duisburg, Wesel und den Niederlanden. Auffällig war ein Fahrzeug mit britischem Rechtslenker; es soll sich um einen dunklen Mercedes gehandelt haben.
Müllwerker verfolgte Trickdiebe in Holsterhausen
Die Polizei rät Opfern, die die Betrüger auf frischer Tat durchschauen, deutlich zu signalisieren, dass man keinen engen Körperkontakt wünscht. Zudem sollen sie andere Passanten und Anwohner auf sich aufmerksam machen.
In Holsterhausen etwa eilte zweimal Hilfe herbei: Auf der Küntzelstraße verfolgte ein Müllwerker die Täter und entriss ihnen die Beute, in einem anderen Fall kam eine Mann seiner Ehefrau erfolgreich zu Hilfe. In Mülheim-Speldorf und Essen vertrieben in anderen Fällen Täter Mitarbeiterinnen von Seniorenheimen eine Bande. In einem Fall rasten die Goldketten-Betrüger über den Gehweg davon, nachdem die Geschädigte den Diebstahl bemerkt hatte und sich schreiend vor die Motorhaube gestemmt hatte, um die Flucht der Trickdiebe zu verhindern.