Essen. .
Hässlich, brutal und feige: Im Gedränge riss ein Räuber Seniorinnen die Ohrringe aus den Ohrläppchen. Doch dem 39-Jährigen, den die Polizei als Verdächtigen ermittelte, ist die Tat nicht nachzuweisen. Das Landgericht Essen sprach ihn aus Mangel an Beweisen frei.
Schon die Anklage stand auf einem schmächtigen Fundament. Entscheidend war aber, dass einige der Frauen von ihren belastenden Aussagen bei der Polizei abwichen. So beantragte auch Staatsanwältin Katja Himmelskamp „mit einem unguten Bauchgefühl“ Freispruch.
Mehrere Überfälle im Februar
Die Raubserie im Februar 2013 hatte die Polizei unter Druck gesetzt. Am 5. Februar hatte ein Unbekannter einer 84-Jährigen auf der Rolltreppe zum U-Bahnhof „Rathaus Essen“ beide Ohrringe heraus gerissen. Sie selbst hatte nur einen Schlag verspürt. Passanten sagten ihr, dass sie aus den Ohren blute.
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Am 18. Februar, 13 Uhr, stieß der Unbekannte eine 88-Jährige an einer Bushaltestelle zu Boden. Einen Ohrring erbeutete er. Kurze Zeit später war eine 62-Jährige am Essener Hauptbahnhof sein Opfer. Sie spürte den Angriff am Ohr, sah ihren Ohrring die Rolltreppe herunter springen. „Wie ein Tennisball“, erinnerte sie sich. Fast gleichzeitig versuchte der Täter vergeblich, einer 78-Jährigen die Handtasche zu rauben.
Die Indizien reichten für einer Verurteilung nicht aus
Einen Tag später ging die Serie weiter. Vor einem Kaufhaus wurden einer anderen 78-Jährigen beide Ohrringe entrissen. Zum Glück hatten sich die Verschlüsse geöffnet. Über Fotos von einer Überwachungskamera, die aber nicht die eigentliche Tat zeigen, kam die Polizei auf den Angeklagten.
„Sie haben den Falschen“, sagte der Angeklagte selbstbewusst. Tatsächlich hatten die meisten der Rentnerinnen den von hinten kommenden Täter gar nicht gesehen. Und die beiden, die ihn belasteten, rückten jetzt ab. Freispruch. Vorstrafen und das Ende der Serie nach seiner Festnahme sprächen gegen ihn, betonte Richterin Jutta Wendrich-Rosch, aber für eine sichere Verurteilung reichten die Indizien nicht aus.