Essen. Jogger, Radler und Spaziergänger sind nach dem Sturmtief wieder im Wald unterwegs: auf eigene Gefahr. An den Wegen werden Bäume aber kontrolliert, so wie überall dort, wo Menschen sich bewegen wie an Straßen, in Parks, auf Sport- und Spielplätzen und Schulhöfen.
Rainer Siebert ist täglich mit seinem Mountainbike unterwegs und hat am Tag nach dem Sturmtief kein mulmiges Gefühl im Wald: „Bei stürmischen Wetter fahre ich auf anderen Wegen“, sagt der 68-Jährige, der sich der Gefahr durchaus bewusst ist, schließlich ist mal wenige Meter vor ihm ein dicker Ast heruntergekracht.
Zur Haftung im Wald erklärt Eckhard Spengler, Sprecher von Grün und Gruga: „Wer Waldwege verlässt und außerhalb des Wegenetzes sich in den tiefen Waldbereich begibt, handelt fahrlässig. Nach Landesforstgesetz ist der Waldeigentümer bei Schäden durch waldtypische Gefahren von der Haftung freigestellt.“ Das Betreten des Waldes zum Zwecke der Erholung ist grundsätzlich auf eigene Gefahr gestattet.
Bäume an offiziellen Waldwegen werden regelmäßig kontrolliert
„Die Wälder werden gut von der Stadt kontrolliert“, ist Jogger Hartmut Schemann (73) überzeugt, der drei Mal wöchentlich im Stadtwald läuft. Wenn es windig ist, dann achte er durchaus auf die Geräusche über ihm, und bei Sturm geht er erst gar nicht in den Wald.
„Bäume an offiziellen Waldwegen und an Waldesrändern werden auf mögliche Gefahren kontrolliert“, bestätigt Spengler: „Alle Bäume sind digital erfasst und in dieser Datei werden die Kontrollen und Auffälligkeiten eingetragen.“ Überhaupt würden alle Bäume in der Stadt kontrolliert, in deren Umfeld Menschen sich bewegen: Straßenbäume, Wege in Parkanlagen, Sport- und Spielplätze, Schulhöfe, Waldrand. Und zwar „zweimal im Jahr, altersabhängig auch in kürzeren Intervallen“. Oder wenn sie krank sind, wie etwa die von einem Pilz befallenen Platanen an der Ruhralle, die wurden mitunter alle zwei Wochen kontrolliert.
Grün und Gruga führt Kontrollen durch
Die Kontrolle übernehmen Fachleute von Grün und Gruga, die Arboristen. Die Sichtkontrolle erfolgt mit Hämmerchen, kleiner Prüfstange und Fernglas, mit dem bei hohen Bäumen die Äste in der Krone begutachten kann, erklärt Dr. Jürgen Kutscheidt. Der Sachverständige für Baumpflege übernimmt in Essen die technisch deutlich aufwendigere eingehende Kontrolle von Bäumen, wenn sich Unklarheiten bei der Sichtung ergeben. Im Zweifel werde gefällt. 2013 hat die Stadt ihn mit der Kontrolle von 80 Bäumen beauftragt. Diese Untersuchung betreffe in der Regel etwa ein Promill im städtischen Bereich. Grundsätzlich gebe es zwar wenige Unfälle wegen umgestürzter Bäume, sagt Kutscheidt: „Passieren kann immer was“
Daher spazierte Annette Robens mit ihrem Hund am See, während Tief Christian über die Stadt fegte: „Es ist doch einiges runtergekommen.“ Sorgen mache sie sich nun einen Tag später im Wald keine mehr: „Auch die Jogger sind unterwegs wie eh und je.“
Herbststurm wütete in Europa